The Thumb - Coyote Gulch
Auf dem Weg hinab in den Coyote Gulch

Allgemeines

Nachdem ich meinen ersten Versuch im Frühjahr 2004 bereits nach 2 Kilometern abbrechen musste, konnte ich den schönsten Teil des Canyons nun endlich komplett begehen. Was dem Auge dabei geboten wird, ist absoluter Wahnsinn! Für mich die beste Canyontour überhaupt. Selbst Neon Canyon, Willow Canyon und wie sie noch alle heißen mögen, können Coyote Gulch nicht das Wasser reichen. Laurent Martres, Autor der bekannten Fotoführer Photographing the Southwest, bezeichnet ihn als "Den schönsten Canyon der Welt". Dem kann ich mich nur anschließen!

Was ihn dazu macht, ist die Kombination aus mehreren Dingen. Zum einen riesige, bis zu 200 Meter hohe Canyonwände, Cottonwood Trees, deren Blätter einen herrlichen Kontrast zum rotbraunen Felsen bilden, sowie ein schmaler Fluss, der sein Wasser häufig in kleinen Kaskaden oder Wasserfällen ergießt. Dazu, quasi als "Sahnehäubchen", spektakuläre Arches, Felszeichnungen und riesige Überhänge (Alcoven). Darunter findet sich meist eine üppige Vegetation. Einige dieser Pflanzen ranken sich mehrere Meter den Fels hinab und bilden regelrechte hanging gardens. All diese "Zutaten" bilden die Grundlage für eine traumhafte Kulisse, die speziell an sonnigen Tagen ihre volle Pracht entfaltet. Das reflektierende Licht lässt die Canyonwände erstrahlen und macht diesen Trip unvergesslich. Doch selbst dieses Ereignis ist noch steigerungsfähig. Nämlich dann, wenn der Canyon sein farbiges Herbstkleid angelegt hat. Es gibt nur ganz wenige Orte, die dann noch mithalten können.

Doch genug der Schwärmerei und zu den Fakten. Die Coyote Gulch bietet vielfältige Möglichkeiten, von der einfachen Halbtagestour bis hin zum Backpacking. Besonders beliebt ist die Route von Red Well oder Hurricane Wash zum Escalante River. Für die über 20 Kilometer lange Tour (one way!) sind entweder 2 komplette Tage oder ein Shuttle erforderlich. Andere schlagen ihr Lager in der Nähe des Zusammenflusses von Coyote Creek und Escalante River auf und nutzen es als Ausgangspunkt für Wanderungen außerhalb der Coyote Gulch. Der Canyon bietet eine Menge traumhafter Plätze zum Campen. Einer befindet sich unweit dieser Einmündung unter einem Überhang. Binnen weniger Minuten erreicht man so den Escalante River. Wer plant, dort zu wandern, sollte etwas vorsichtiger zu Werke gehen. Denn die feuchten, felsigen Plätze (u.a. Stevens Canyon) sind der bevorzugte Standort von Poison Ivy, einem Giftefeu! Jeglicher Kontakt mit dieser Pflanze sollte tunlichst vermieden werden! Soweit mir bekannt, ist Coyote Gulch diesbezüglich aber wohl (?) sicher. Es besteht also kein Grund zu erhöhter Sorge. Da diese Pflanze aber in vielen Teilen Nordamerikas beheimatet ist, sollte man sie kennen. Nähere Infos gibt es bei Wikipedia.

Stevens Arch - Escalante River Canyon
Stevens Arch
Coyote Gulch - Utah
Hanging Garden
Coyote Gulch - Grand Staircase
Wasserfall des Coyote Creek

Die Coyote Gulch bietet auf seiner gesamten Länge nur 4 (!) mögliche Zugänge. Glücklicherweise sind diese aber recht gut verteilt. Also da wären: Red Well am westlichen Ende, gefolgt von Hurricane Wash, in der Mitte die Steilwand am Jacob Hamblin Arch und schließlich Crack in the Wall am äußersten östlichen Ende, kurz vor der Einmündung in den Escalante River. Der schwierigste ist zweifellos die Steilwand in der Nähe des Jacob Hamblin Arch. Wobei der Weg aus dem Canyon um ein Vielfaches leichter ist. Im Visitor Center des BLM in Escalante heißt's nur ganz lapidar: "Not recommended"! Tatsächlich sollte man dort außerordentlich vorsichtig sein. Weitere Erklärungen dazu folgen später.

Anfahrt

Ausgangspunkt ist einmal mehr die Hole in the Rock Road (HITRR), die wenige Meilen östlich des Ortes Escalante vom Highway 12 in südliche Richtung abzweigt. Dieser Dirt Road folgt man 36 Meilen und nimmt dann den Abzweig Fortymile Ridge nach Osten (links). Ein Wegweiser erleichtert dort das richtige Abbiegen. Zur Sicherheit würde ich diese Fahrt nur mit einem 4WD antreten! Meist ist diese Piste zumindest bis zum Abzweig Dry Fork auch für normale PKW's völlig problemlos befahrbar. Danach kann es schwieriger werden. Eine verbindliche Aussage erhält man erst vor Ort im Visitor Center des BLM. Wer das Wagnis auch mit einem einfachen PKW eingehen möchte, sollte den Wagen bereits frühzeitig abstellen. Denn ca. 1.5 Meilen vor dem eigentlichen Trailhead wird der Sand derart tief, dass ein Weiterkommen ohne Allradantrieb kaum mehr möglich ist. Etwa 6 Meilen nach dem Verlassen der HITRR endet die Piste am Forty Mile Ridge Trailhead. Aufgrund der nicht immer einfachen Straßenverhältnisse, muss mit mindestens 1.5 Stunden Fahrtzeit gerechnet werden. Wobei die letzten Meilen auch noch über eine üble Waschbrettpiste führen.

Coyote Natural Bridge - Utah
Coyote Natural Bridge

Die Tour

Um den Tag optimal zu nutzen, startet man möglichst früh am Morgen. Die Nacht davor verbringt man daher gleich am Trailhead. So erspart man sich die anstrengende Fahrt durch die Dunkelheit und ist morgens fit. Alleinreisende mit 4WD haben's dabei am besten. Denn die schlafen recht komfortabel im Wagen. Einzige Voraussetzung: Isomatte und Schlafsack. Durch die umgelegte Rückbank, entsteht eine nette kleine "Liegewiese"...

Wichtig: Bevor man losgeht, unbedingt zuerst die GPS Koordinaten des Parkplatzes aufnehmen. Wer kein solches Gerät besitzt, sollte wenigstens einen Kompass dabei haben. Das Auto wird man auch ohne diese Hilfsmittel wieder finden, möglicherweise aber mit einem gehörigen Umweg.

Vom Trailhead geht's zunächst über Slickrock 1.7 Meilen in nordöstliche Richtung, bis zum Overlook. Der Trail ist auch auf dem Fels kaum zu verfehlen, da dort überall Steinmännchen (engl. cairns) aufgestellt sind. Der Blick vom Overlook ist einfach phänomenal! Bereits hier bekommt man einen Vorgeschmack auf das Kommende. Überall riesige rotbraune Felswände. In der gegenüber liegenden befindet sich der beeindruckende Stevens Arch. Mit einer Spannweite von 68 Metern gehört er zu den 10 größten Archen innerhalb der USA. Unten im Tal fließt der Escalante River, links und rechts jede Menge Vegetation. Eine absolute Traumlandschaft! Ich könnte hier oben Stunden verbringen und einfach nur schauen.

Jetzt folgt mit dem Abstieg ein richtiges kleines Abenteuer. Doch keine Bange, alles vollkommen harmlos. Der Name des Ortes ist allerdings Programm: Crack in the Wall (GPS: 37°25'09''N, 110°59'07''W). Man zwängt sich durch einen schmalen Spalt in der Canyonwand, dem so genannten Crack, hinab. Als problematisch könnte sich hier großes, sperriges Gepäck erweisen. Alle Backpacker haben hoffentlich ein Seil dabei? Damit ist auch dieses Problem schnell gelöst (Gepäck abseilen). Ist diese Passage überwunden, geht's eine 200 Meter hohe Sanddüne hinab. Zum Glück habe ich mich nicht für die entgegengesetzte Richtung entschieden...

Nur wenig später erreicht man dann den Canyongrund. Wer sich den beeindruckenden Stevens Arch näher anschauen möchte, geht jetzt nach rechts und erreicht kurz darauf (0.3 Meilen) den Escalante River. Der Fluss ist deutlich breiter, vor allem aber tiefer, als der Coyote Creek. Um den Arch zu sehen, muss man jetzt "ins Wasser" und im Fluss nach Norden wandern. Das klingt gefährlicher, als es wirklich ist. Denn selbst in der Monsunzeit ist er nur etwa knietief. Mit ca. 100-150 Metern, fällt der "feuchte Teil" auch sehr moderat aus. Bereits nach dieser kurzen Strecke, zeigt sich der Arch hoch oben in der Canyonwand.

Coyote Gulch - Utah
Coyote Creek Reflection
Coyote Gulch
Fotogene Kaskaden
Jacob Hamblin Arch - GSENM
Jacob Hamblin Arch

Nach diesem kleinen Abstecher geht's wieder zurück in die Coyote Gulch. Ich hoffe, Ihr habt genügend Filme bzw. Speicherkarten dabei? Denn hier fällt es verdammt schwer, die Kamera mal aus der Hand zu legen. Die ersten knapp 2 Meilen sind wahrscheinlich die schönsten. Neben leuchtend rotbraunen Canyonwänden gibt's jede Menge kleinerer Wasserfälle und Kaskaden. Verantwortlich dafür ist der Coyote Creek, der dem Canyon seinen Namen gab. Dessen Wasser ist meist nur knöcheltief und verursacht kaum Probleme bei der Durchquerung. Dass es auch anders geht, beweisen Fotos die nach längeren Regenfällen aufgenommen worden. Dann verwandelt sich der sonst "brave" Fluss in einen reißenden Strom. Eine Wanderung bei diesen Bedingungen macht nicht nur keinen Spaß, sondern ist auch noch gefährlich! Wer unter normalen Umständen Wading Boots oder Trekkingsandalen trägt, ist hier optimal gerüstet.

Wie auch bei anderen Canyons dieser Art, erreicht meist nur ein Teil des Lichtes überhaupt den Boden. Ein Stativ ist zwar nicht zwingend erforderlich, im Interesse "knack-scharfer" Fotos aber jedem empfohlen. Wer sich für die spektakulären Wassereffekte interessiert, kommt um ein Stativ definitiv nicht herum. Die unzähligen Motive sind dann auch der Grund, warum man hier praktisch auf der Stelle tritt. Die allermeisten werden wohl nur 1 Meile pro Stunde schaffen, "Hardcore-Foto-Freaks" wahrscheinlich noch weniger!

Sandstein - Grand Staircase
Herbstlich geschmückt
Coyote Gulch
Philippe beim Scouting

Etwa 2.3 Meilen vom Escalante River entfernt, zeigt sich der Cliff Arch, hoch oben in der nördlichen Canyonwand. Von allen Felsbögen hier, ist das der Unspektakulärste. Auch die Umgebung, bietet in diesem Bereich deutlich weniger Motive als sonst. Hier kann man die "verlorene" Zeit wieder etwas aufholen. Dieser Zustand ist aber nur von kurzer Dauer. Etwa 1.3 Meilen westlich vom Cliff Arch, befinden sich einige sehr schöne Piktogramme. Sie zu entdecken ist nicht ganz einfach, denn sie liegen nicht unmittelbar am Trail. Ein unscheinbarer Pfad führt jedoch direkt hin. Neben den Piktogrammen gibt es ganz in der Nähe noch Überreste von Bauwerken und jede Menge Tonscherben. Um diesen Ort zu schützen, verzichte ich auf weitere Details.

Eine knappe Stunde später, 4.4 Meilen vom Escalante River, taucht urplötzlich mitten im Canyon die spektakuläre Coyote Natural Bridge auf. Jetzt am Nachmittag herrschen hier beste fotografische Bedingungen. Denn die Sonne befindet sich hinter dem mächtigen Felsbogen. Durch reflektierendes Licht erstrahlt der Sandstein in den herrlichsten Pastelltönen. Problematisch ist allerdings der extrem helle Hintergrund. Positioniert die Kamera so, dass kein Himmel auf dem Foto erscheint. Denn der wäre aufgrund des gewaltigen Kontrastunterschiedes wahrscheinlich nur noch weiß.

Die Wanderung im Canyon endet nach 6 Meilen, kurz vor dem gewaltigen Jacob Hamblin Arch. Doch vorher gibt es noch mindestens ein weiteres Highlight: Eine malerische kleine Kaskade. Das vorbei strömende Wasser hat den Fels dort besonders schön ausgewaschen. Wer einen Grau- oder Polfilter dabei hat, verlängert die Belichtungszeit und erzielt diesen herrlichen Effekt, wie auf dem Foto oben in der Mitte. Übrigens wurden die Blätter nicht von uns hingelegt. Sie waren bereits dort. Dafür kann's eigentlich nur eine Erklärung geben: Fatali war hier ;-)

Jetzt folgt mit dem Aufstieg das schwierigste Kapitel der Tour. Er befindet sich nur wenige Schritte hinter dem Schild "Toilets" (kein Witz!). Allerdings ist dieser nicht sofort ersichtlich, daher zur Sicherheit noch die GPS Daten: 37°25'12''N, 111°02'30'' (WGS84). Hier gibt es einen schmalen Bereich, der nicht ganz so steil ist wie der Rest. Trotzdem immer noch steil genug, um einige abzuschrecken. Häufig findet man dort keinerlei Sicherung vor. Allerdings lassen viele, die da absteigen (vorläufig!), ihr Seil hängen. Wer solch einen Moment erwischt, hat's ungleich leichter. Denn damit wird der Aufstieg für alle zum Kinderspiel. Ohne Seil bewegt man sich am besten im zigzag Kurs aufwärts. Wer keine ausgeprägte Höhenangst hat, sollte es schaffen. Absolute Voraussetzung dafür sind ein paar Schuhe mit gutem Grip! Für alle, die sich bereits vorab ein Bild vom Aufstieg machen wollen, hier das entsprechende Foto. Bezüglich seiner Schwierigkeit ist der Auf- bzw. Ausstieg mit einem Französischem Grad 3c (entspricht UIAA III), eine Stelle sogar mit 4a (UIAA IV) klassifiziert. Was das im Einzelnen bedeutet, kann man bei Wikipedia nachlesen.

Oben angekommen, geht's in Richtung Ostsüdost zurück zum Auto. Wer mit einem Kompass navigiert, peilt die 100 Grad Marke an und erreicht nach 2.5 Meilen den Parkplatz. Alle GPS Nutzer haben es hier (etwas) leichter. Wer sich noch fit fühlt und nach einem würdigen Tagesausklang sucht, dem sei der Sunset Arch, nur wenige Meilen südwestlich vom Trailhead, empfohlen. Dafür fährt man wieder zurück in Richtung Hole in the Rock Road, parkt das Auto an den Tanks und läuft von dort noch etwa 1 Meile nach Südosten. Der Sunset Arch ist praktisch in jeder Topo Map vermerkt, auf weitere Erklärungen verzichte ich daher.

Fazit

Obwohl der Trip mit nur 10 Meilen nicht sonderlich lang ausfällt, sind dafür mindestens (!) 8 Stunden erforderlich. Der Canyon ist einfach viel zu schön, um nur "durchzuhetzen"! Außerdem fordert das häufige Fotografieren nun mal seinen Tribut. Man kann diese Zeit sicherlich viel schlechter verbringen... Wer sich vom Aufstieg nicht abschrecken lässt, verbringt hier einen unvergesslichen Tag. Die Coyote Gulch ist meine Traumlocation an der HITRR und gehört in die Planung eines jedes GSENM Besuchers! Wer den Canyon bisher links liegen gelassen hat, hat nun einen Grund um wiederzukommen.

Spar-Tipp: Wer das Grand Staircase-Escalante NM mit seinen unzähligen Attraktionen näher kennenlernen möchte, aber die Nächte lieber im Bett als im Schlafsack verbringt, dem kann ich das Circle D Motel empfehlen. Es wurde 2009 komplett renoviert. Außerdem liegt in jedem Zimmer ein kleines Sortiment an Wander- und Naturführern bereit. Wer sich den Coupon aus unserem Blog ausdruckt und beim Einchecken vorlegt, spart 10%!