Golden Cathedral
Die Riesenkuppel

Motivation

Die Wanderung durch den unteren Bereich des Neon Canyon bis zur Golden Cathedral ist eine Tour der Superlative! Hier endet der südliche Teil des Canyons und bildet dabei eine Höhle von wahrhaft gigantischem Ausmaß. Aufgrund ihrer Größe, kommt man sich hier so richtig klein und verloren vor. Laurent hat ein beeindruckendes Foto auf seiner Seite, welches die enorme Größe der Golden Cathedral hervorragend wiedergibt. Hoch oben in ihrer Kuppel befinden sich zwei riesige Felslöcher, durch die sich besonders Waghalsige in das Innere abseilen. Mit etwas Glück kann man dies sogar beobachten. An sonnigen Tagen erlebt man hier ein Schauspiel der besonderen Art. Dann erstrahlt die riesige Alcove durch indirektes Licht in goldenem Glanz. Einen besseren Namen hätte man für diesen Ort gar nicht finden können. Einen ersten Vorgeschmack bekommt man bereits auf der Wanderung durch den Neon Canyon. Hier entsteht in Verbindung mit dem satten Grün der Bäume ein unglaublicher Kontrast. Das Auge wird geradezu verwöhnt! Getoppt wird das Ereignis noch beim Anblick der Golden Cathedral. Dort liegt direkt unter ihrer Kuppel ein kleiner idyllischer See. Die Reflektionen des Wassers, speziell an ihrer Decke verstärken noch diesen grandiosen Eindruck. Sein kühles Nass lädt zu einem erfrischenden Bad, oder aber zum Abkühlen der "qualmenden" Füße ein. Eine Wohltat nach den Strapazen der langen Wanderung. Hier kann man so richtig die Seele baumeln lassen. Ein herrlicher Ort zum Verweilen. Viele Leute verirren sich nicht in diesen abgeschiedenen Winkel des Grand Staircase Escalante National Monument. Und das ist auch gut so!

Anfahrt

Der Ausgangspunkt für die Tour zur Golden Cathedral ist das kleine Städtchen Escalante direkt am Highway 12, zwischen Bryce Canyon und Capitol Reef, gelegen. Wenige Meilen hinter diesem Ort, biegt eine Dirt Road, die Hole in the Rock Road, in südliche Richtung ab. Dieser Piste folgt man für etwa 16 Meilen, bis zum beschilderten Abzweig Egypt. Hier biegt man nun links ab und fährt ca. 10 Meilen, bis zum Parkplatz ganz am Ende der Road. Der Weg verläuft ab etwa der Hälfte zumindest teilweise auf felsigem Untergrund. Auch einige längere Waschbrettpassagen sind darunter. Mensch und Material wird hier einiges abverlangt. Meiner Meinung nach, ist spätestens dort ein Fahrzeug mit hoher Bodenfreiheit erforderlich. Es ist mir bis heute ein Rätsel, wie es der Jetta, den wir sahen, bis zum Parkplatz geschafft hatte. Vielleicht wurde er von einem Helikopter dort abgesetzt ;-)

In unregelmäßigen Abständen schickt die Parkverwaltung einen grader los, der die schlimmsten Passagen ausbessert und die Piste planiert. Wer solch einen Zeitpunkt erwischt, kommt wahrscheinlich auch mit einem normalen PKW ans Ziel. Die Bedingungen ändern sich allerdings ziemlich rasch. Nach dem nächsten großen Regen kann es bereits wieder vorbei sein. Am besten erkundigt Ihr Euch vor Tourantritt im zuständigen BLM Visitor Center in Escalante. Einen aktuellen Zustandsbericht aller größerer Dirt Roads der Region findet Ihr auf der offiziellen Seite des Grand Staircase-Escalante National Monument.

Cottonwood Trees im Neon Canyon
Kontrastreiches auf der...
Neon Canyon, Grand Staircase-Escalante
...Wanderung durch den Neon Canyon

Das alte Sprichwort "Viele Wege führen nach Rom" hat auch hier seine Berechtigung. Auf wenigstens 3 unterschiedlichen Routen kann man zum Escalante River wandern. Erst kurz vor dem Eingang zum Neon Canyon vereinigen sie sich wieder. Ich beschreibe hier die kürzeste Variante, die sich an der so genannten Beeline Route von Tom orientiert, allerdings etwas weiter nördlich auf den Escalante River Canyon trifft. Wer im Visitor Center des BLM nach dem Weg fragt, bekommt (fast) ausschließlich die Route durch den Fence Canyon genannt. Die ist zwar die landschaftlich reizvollere, hat aber auch einige Nachteile. Zum einen ist die Strecke länger und deutlich anspruchsvoller, zum anderen muss man mindestens 2x pro Richtung durch den Escalante River waten. Die Orientierung fällt zwar etwas leichter, dafür wird die Wanderung aber auch unnötig verlängert, Zeit die später im Neon Canyon oder der Golden Cathedral vielleicht fehlt.

Wegbeschreibung

Vom Plateau am Parkplatz hat man einen sagenhaften Blick bis weit hinein in das nördliche Grand Staircase. Von hier oben erkennt man auch recht gut die markante Silhouette des Round Dome. Dieser Berg ist der wichtigste Orientierungspunkt auf dem gesamten Trail. Denn in seiner unmittelbaren Nähe befindet sich der Eingang zum Neon Canyon (siehe Bild unten). Da man unterwegs recht häufig den Sichtkontakt verliert, solltet Ihr ihn vorher unbedingt anpeilen und Euch die Richtung merken bzw. aufschreiben! Haltet Euch auf der Wanderung immer etwas links von ihm. Wenn Ihr kein GPS dabei habt, dann nehmt wenigstens einen Kompass mit. Denn die Tour ist so schon lang und anstrengend genug, da will niemand länger gehen, als unbedingt nötig.

Der erste Abstieg vom Parkplatz verläuft über Slickrock. Hier wird die Orientierung durch einige Steinmännchen (engl. cairns) und Schleifspuren auf dem Fels erleichtert. In der sandigen Ebene gibt es außer einigen Fußspuren keinerlei Markierungen mehr. Da Ihr Euch vorher die Richtung des Round Dome eingeprägt habt, sollte es aber keine Orientierungsprobleme geben. Nach etwa 1.5 Stunden steht man am Canyonrand und blickt hinunter auf den Escalante River. Von dort oben ist bereits die Einmündung des Neon Canyon erkennbar. Hier sucht man sich jetzt einen Abstieg. Am einfachsten kommt man über eine Sanddüne nach unten. Diese befindet sich etwas unterhalb der Einmündung des Fence Canyon in das Tal des Escalante Rivers. Bereits hier oben beginnt ein gut sichtbarer Pfad, der sich bis zum Eingang des Neon Canyon schlängelt. Nach nur wenigen Gehminuten im Tal ist dann der Fluss zu durchqueren. Auf keinen Fall solltet Ihr die teils kräftige Strömung unterschätzen. Wer hier nicht aufpasst, wird schnell mit einem Ganzkörperbad bestraft. Wer sich unsicher fühlt, nimmt am besten seine Wanderstöcke zu Hilfe. Der Trail verläuft nun bis zm Eingang am linken Ufer (flussabwärts blickend), teilweise auch durch dichten Busch. Die Einmündung des Neon Canyon GPS: 37°36'24''N, 111°10'05''W (WGS84/NAD83) befindet sich nur wenige Gehminuten entfernt hinter einer kleinen Anhöhe. Hier teilt sich auch der Pfad. Links geht's zur Golden Cathedral, rechts zum Escalante River. Wer also wieder am Fluss steht, hat diesen Abzweig wohl irgendwie verpasst...

Hinter der kleinen Anhöhe direkt am Eingang, befindet sich ein herrlich idyllischer Platz zum Campen. Ganz in der Nähe gibt's außerdem noch uralte Petroglyphen zu entdecken. Und während man auf der bisherigen Tour (fast) schutzlos der Sonne ausgeliefert war und ausschließlich über offenes Terrain lief, beginnt nun der schönste Teil der Wanderung. Denn die letzte Meile bis zur Golden Cathedral läuft man in einem kühlen und schattigen Canyon. Links und rechts des Weges erheben sich riesige rotbraune Sandsteinwände. Die vielen Cottonwood Trees bringen noch zusätzliche Farbe ins Spiel. Durch die angenehme Frische beginnt sich der Körper bereits langsam zu erholen. Und alle Strapazen sind wie weggeblasen, erreicht man nach 2-2.5 Stunden endlich die Golden Cathedral.

Für den Rückweg solltet Ihr entsprechend mehr Zeit einplanen. Denn der führt Euch über zwei recht anstrengende Steigungen. Besonders die letzte hat es mächtig in sich. Man erkennt den Aufstieg bereits von weitem und kann sich entsprechend mental vorbereiten. Zum Glück liegt dieser Bereich in den späten Nachmittagsstunden fast vollständig im Schatten. So halten sich die Strapazen wenigstens in vertretbaren Grenzen. Um die Tour möglichst stressfrei zu absolvieren, solltet Ihr wenigstens 6 Stunden einplanen.

Round Dome und Escalante River
Round Dome mit Eingang zum Neon Canyon
Fence Canyon Grand Staircase-Escalante
Blick in den Fence Canyon

Fototipps

Da der Neon Canyon in Nord-/Südrichtung verläuft, liegt die Golden Cathedral etwa die Hälfte des Tages entweder im prallsten Sonnenlicht oder im Halbschatten. Beides ist zum Fotografieren denkbar ungeeignet! Entweder Ihr seid bereits am Vormittag dort, oder Ihr müsst Euch die Zeit bis zum (späten) Nachmittag irgendwie vertreiben. Auch sonst sind die Bedingungen alles andere als einfach! Ohne Stativ braucht Ihr gar nicht erst antreten. Besonders aufpassen müsst Ihr beim oberen der beiden Riesenlöcher. Das neigt aufgrund des hohen Lichteinfalls extrem zum "Absaufen". Im Zweifelsfall besser kürzer belichten. Alle, die "digital" unterwegs sind, sollten es mal mit DRI oder HDR versuchen. Dabei verwendet man unterschiedlich lange Belichtungszeiten eines Motivs und rechnet die Fotos mittels geeigneter Software zu einem neuen zusammen. Das so entstandene Bild hat jetzt einen hohen Kontrastbereich (High Dynamic Range) und zeigt sowohl helle, als auch dunkle Bereiche mit einem erstaunlichem Detailreichtum. Allerdings wirken solche Fotos für meinen Geschmack etwas zu künstlich. Wer sich eingehender mit dieser Thematik beschäftigen will, der findet wie immer im Internet reichlichst Informationen.

Wer mein Reisetagebuch zur "Hoodoomania 2003" gelesen hat und sich wundert, warum es dort keinen Hinweis zur Golden Cathedral gibt, dem sei gesagt, dass ich mittlerweile schon wieder im Westen (24.05.-07.06.03) war. Der Flugpreis war einfach zu günstig, da konnte ich nicht widerstehen...