Hanging Arch |
Reflection Pool |
Wer von der einzigartigen Landschaft rund um Coyote Gulch nicht genug bekommen kann, sollte sich den Stevens Canyon einmal näher anschauen, denn die Szenerie ist ganz ähnlich dort. Während man im Coyote Gulch hin und wieder auf Wanderer und Backpacker trifft, ist die Chance den Stevens Canyon allein zu erleben recht hoch. Denn in diesen Teil "verirren" sich vergleichsweise wenig Leute. Gründe dafür gibt es reichlich. Der wichtigste sind zweifellos die spärlichen Informationen im Netz bzw. der einschlägigen Literatur. Außerdem tragen die Geschichten über Unmengen von Poison Ivy nicht unbedingt zu einer Erhöhung des Besucherstroms bei. Dieser Umstand hielt mich bisher auch auf Distanz. Irgendwann siegte dann aber die Neugier, nicht zuletzt aufgrund einiger spektakulärer Fotos, u.a. vom Hanging Arch und den vielen Reflection Pools. Die letzten Zweifel verschwanden nach einem längeren Gespräch mit Chris vom Glen Canyon Institute, der häufig Touren in diesem Gebiet veranstaltet und die Gegend kennt, wie kaum ein anderer. Zurückblickend betrachtet, muss man sich hier auch nicht mehr Sorgen machen als anderswo. Speziell im unteren Bereich bis zu The Grotto, wachsen nur ganz wenige dieser Pflanzen. Solange man einen großen Bogen um die "Dinger" macht, gibt's keinen Anlass zu erhöhter Sorge. Wie überall in der Wildnis, so sollte man auch hier ein gesundes (!) Maß an Vorsicht walten lassen.
Was die Tour von den meisten anderen unterscheidet, sind die vielen Wasserdurchquerungen. Aufgrund teils dichter Vegetation und hoher Felswände direkt am Flussufer, kann man häufig nicht den kürzesten Weg nehmen, sondern muss längere Zeit durchs Wasser waten. Abgesehen von ganz wenigen hüfttiefen Passagen, ist der Fluss aber nur knietief. Allerdings lauern speziell in Ufernähe einige fiese, schlammige Bereiche. Wer dort versinkt, verliert schnell das Gleichgewicht und "darf" ein Bad nehmen. Mindestens genauso gefährlich sind rutschige Steine, die hin und wieder auf dem Grund liegen. Einer wäre mir beinahe zum Verhängnis geworden. Die wichtigste Grundregel hier aber lautet: Die Fotoausrüstung nach getaner Arbeit sofort wieder sicher zu verstauen! Die Kamera ständig sorglos um den Hals zu haben, kann sich bitter rächen! Ein Wanderstock o.ä. leistet wertvolle Dienste, um solch ein "Erlebnis" zu vermeiden. Neben einer besseren Standfestigkeit, lässt sich damit auch der Grund nach möglichen Gefahren abtasten. Wer keinen dabei hat, schaut sich einfach in Ufernähe um. Aufgrund der üppigen Vegetation dort, wird man schnell fündig. Das Wasser des Escalante Rivers hat auch im Sommer nur selten mehr als 15 Grad. Ein etwas wärmerer Tag ist also Voraussetzung, will man sich nicht den "Arsch abfrieren".
Die Tour
Der Ausgangspunkt für diese Tour ist der gleiche, wie bei Coyote Gulch. Ebenso der Abstieg in den Canyon über Crack in the Wall. Auf eine nochmalige Erklärung verzichte ich daher. Alle notwendigen Infos findet Ihr im betreffenden Artikel.
Unten im Coyote Gulch angekommen, wendet man sich ostwärts und folgt dem schmalen Bach flussabwärts, bis zu dessen Mündung in den Escalante River. Spätestens dort sind die Wanderschuhe durch Wading Boots bzw. Trekkingsandalen zu ersetzen. Entgegen der Fließrichtung geht's im Escalante River nun nordwärts weiter. Wenig später gilt es die erste, etwas längere Passage zu durchwaten. Die Kraft des Flusses ist dabei deutlich spürbar. Allerdings ist sein Bett hier recht breit, der Grund mit vielen kleinen Steinen übersäht. Probleme sind dadurch kaum zu erwarten. Kurz darauf "klettert" man auf der rechten Seite hinaus und erblickt hoch oben vor sich den imposanten Stevens Arch. Der liegt früh morgens leider noch im Halbschatten. Vernünftige Fotos sind dort erst ab Mittag möglich. Dieses Motiv hebt man sich besser für den Rückweg auf.
- Side Trip - |
Unmittelbar unter dem Arch wendet sich der Escalante River in einem riesigen Bogen nach links. Bis zur nächsten Schleife, watet man nun fast ohne Unterbrechung im Fluss. Dort angekommen, beginnt endlich eine längere trockene Passage. Vorausgesetzt man sieht sie auch! Am linken Flussufer, ganz in der Nähe der Canyonwand, startet ein Trail, der sich über einige hundert Meter durchs Unterholz schlängelt. Hier kommt man nicht nur trocken und schneller vorwärts, sondern vor allem sicherer!
Diese bequeme Abkürzung haben wir zu Isa's Leid erst auf dem Rückweg entdeckt. Denn wenig später verfingen sich ihre Füße im Schlamm und mit ihr ging die Kamera samt teurem Objektiv baden. Zu allem Unglück baumelte das Equipment noch um ihren Hals, der wasserdichte (!) Rucksack fast nutzlos auf dem Rücken. Nach zweimaligem kompletten Untertauchen (begleitet von einigen "netten F's..."), gab beides seinen Geist auf. Trotzdem hatte sie noch Glück. Denn nach gründlicher Reinigung funktionierte am nächsten Tag wenigstens ihre Canon wieder.
Isa "stapft" durch den Escalante River |
Riesige Alcove im Stevens Canyon |
Ohne funktionsfähige Kamera, war ihre Lust auf weitere Abenteuer verständlicherweise auf Null gesunken. Während ich allein weiter ging, versuchte sie ihr G'wand (österreichisch für Klamotten) und das Equipment zu trocknen. Nur 15 Minuten und 2 Wasserdurchquerungen später, tauchte auf der rechten Seite, der Eingang zum Stevens Canyon auf. Dieser letzte Teil der Strecke war deutlich einfacher. Denn er verlief fast ausschließlich über schmale Pfade entlang der Canyonwand.
Ebenso wie Coyote Gulch und der untere Teil des Escalante Canyon, schlängelt sich auch der Stevens Canyon durch den rotbraunen Navajo Sandstone. Seine Mäander bilden teils riesige Überhänge, vergleichbar denen beim Jacob Hamblin Arch. Im Boden des Canyons befindet sich eine Reihe tiefer Löcher, die aufgrund eines schmalen Baches stets gut gefüllt sind. Die vielen Spiegelungen machen diesen Ort so einzigartig und lassen jedes "Fotografenherz" höher schlagen. Durch ihre Tiefe können die meisten Pools aber nicht einfach durchwatet, sondern müssen umgangen werden. Breite Felsvorsprünge entlang der Canyonwände erleichtern das. Die ersten Wasserlöcher warten bereits wenige hundert Meter hinter seinem Eingang. Allerdings lehnte kurz davor ein alter Baumstamm an der Felswand, über den man recht komfortabel nach oben steigen und den Bereich umgehen konnte. Auf ähnliche Art sind noch 3-4 weitere Hindernisse zu überwinden. An einer Stelle wurde sogar eine Pyramide aus Steinen errichtet, um das Hinaufsteigen zu erleichtern. Generell ist die Durchquerung des Stevens Canyon aber relativ einfach. Sie setzt weder technische Hilfsmittel, noch Kletterkenntnisse voraus. Trotzdem kommt man hier praktisch kaum voran. Es gibt einfach zu viel zu entdecken/fotografieren. Mein ganz persönliches Highlight, The Grotto mit dem Hängenden Arch unterhalb der Decke, stellt das Ende der Tour dar. Diese Kuriosität befindet sich eine knappe Meile vom Eingang des Stevens Canyon entfernt.
Fotos - Timings - Fazit
Die Wanderung durch den Stevens Canyon ist zwar kurz, erfordert aufgrund unzähliger Motive aber einiges an Zeit. Wer ihn (im Zeitraum April-Oktober) so zwischen 13-14 Uhr betritt, dürfte gut dabei sein und kann sich im vorderen Bereich ordentlich fotografisch "austoben". Die Grotte selbst, zeigt sich erst nachmittags (ab etwa 15-16 Uhr) komplett im Schatten. Um darin den Arch samt Reflection Pool perfekt zu erfassen, ist ein Weitwinkel von mindestens 28mm erforderlich. Durch seine riesigen Wände ist es im Canyon häufig etwas schummrig. Ein Stativ ist nicht nur ratsam, sondern unverzichtbar! Wer mit seinen Objektiven einen Bereich von 24-80mm abdeckt, ist gut gerüstet. Selbst auf dem Rückweg ergeben sich durch den veränderten Sonnenstand immer wieder neue Motive. Wer also glaubt dann zügiger voranzukommen, könnte sich geirrt haben...
Für eine stressfreie Wanderung, empfiehlt es sich spätestens gegen 9 Uhr vom Parkplatz am Forty Mile Ridge Trailhead zu starten. Obwohl die Strecke mit knapp 9 Meilen eher moderat ausfällt, schlägt die komplette Tour mit wenigstens 8 Stunden zu Buche. Eine weitere Stunde kommt hinzu, will man sich noch den Stevens Arch von oben anschauen. Die vielen Wasserdurchquerungen, das Fotografieren und nicht zuletzt der schweißtreibende Wiederaufstieg zu Crack in the Wall, sind dafür verantwortlich. Zum Glück liegt die fast 200m (!) hohe Sanddüne am späten Nachmittag im Schatten, so dass die Strapazen etwas gemildert werden.
Stevens Canyon ist eine lohnende Ergänzung zum Coyote Gulch. Glänzt zusätzlich noch mit seinen vielen Reflection Pools, dem kuriosen Hanging Arch und völliger Einsamkeit. Wer sich von dem "bisschen" Wasser des Escalante Rivers nicht abschrecken lässt, verlebt hier einen traumhaften Tag!