Liebe Freunde des amerikanischen Südwestens,

Wanderungen durch tief eingeschnittene Canyons gehören zu den großen Naturerlebnissen auf dem Colorado Plateau. Nicht weniger schön und interessant sind aber Tiefblicke vom Canyonrand aus. Vielleicht hat diese Vogelperspektive dazu geführt, daß Canyons manchmal scherzhaft als "inverse Berge" bezeichnet werden. Doch nicht immer sind die besten Aussichtspunkte so bekannt und leicht zugänglich wie die am Grand Canyon oder Bryce Canyon. Für alle, die ausgetretene Pfade eher meiden wollen und statt dessen die stillen Wildnisgebiete bevorzugen, habe ich die folgenden drei Viewpoints für diesen Beitrag beispielhaft ausgewählt. Vielleicht inspirieren sie ja den ein oder anderen, sich selber am Canyonrand auf die Suche zu machen.

Horseshoe Bend liegt nur 2,5 Meilen südlich von Page am Lake Powell und ist direkt vom Highway 89 in einem kurzen Spaziergang leicht zu erreichen. Der Tiefblick auf die hufeisenförmige Schleife des Colorado ist schlicht überwältigend! Steffen hat in seinem Fotoalbum 2003 ein sehr schönes Bild, das Horseshoe Bend in seiner vollen Pracht zeigt. Früher war dieser Aussichtspunkt ein Geheimtipp, heute halten hier manchmal Busse und mit der Stille der Wüste ist's dann erst einmal vorbei. In diesem Fall bietet sich die Erkundung des weiter nördlich gelegenen Ninemile Draw an (ca. vier Stunden), wo man auch heute noch keine Menschenseele treffen wird. Auf dem Rückweg kommt man wieder am Horseshoe Bend vorbei und hat ihn dann (hoffentlich) ganz für sich alleine.

Judd Hollow bietet einen genauso atemberaubenden Tiefblick in den Canyon des Paria Rivers wie Horseshoe Bend in den des Colorado. Trotzdem ist Judd Hollow offensichtlich kaum jemand bekannt. Der Grund wird wohl sein, daß man sich diesen Ausblick "erarbeiten" muß. Zunächst hat man ca. acht Meilen auf der Cedar Mountain Road zu fahren und dann sind es noch etwa zwei Stunden und zwanzig Minuten zu Fuß, bis man den Canyonrand erreicht. Diese Wanderung ist nicht sonderlich spannend. Um so größer ist dann aber auf den letzten Schritten die Überraschung und Freude über die phantastische Aussicht. Wer ein Fernglas mitgenommen hat, kann tief unter sich die Reste der alten Adams Pump sehen (vergl. Bericht Spurensuche am Paria River).

Escalante Overlook ist meine eigene Wortschöpfung für einen großartigen Aussichtspunkt mit Blick in den Escalante Canyon. Erfahrene Canyoneers kennen diesen Ort als Startpunkt für einen steilen, ausgesetzten Abstieg in den Canyon. Nur gute Felskletterer sollten sich diese Route zutrauen! Wir begnügen uns mit den phantastischen Tiefblicken in den Escalante Canyon, wobei naturgemäß die Mündungsstelle des Death Hollow im Nordwesten die Blicke auf sich zieht. Aber auch direkt im Norden gibt eine Kette von großen Potholes ein schönes Fotomotiv ab. Fotografen sollten ihre ganze Objektivpalette mitnehmen, denn vom Weitwinkel- bis zum Teleobjektiv kann hier alles eingesetzt werden.

Man erreicht den Escalante Overlook, indem man von Escalante aus auf dem Highway 12 in Richtung Boulder fährt. 2,1 Meilen nach der Hole in the Rock Road biegt man links auf eine Dirt Road ab, der man ca. 1,6 Meilen folgt. Dann sind es nur noch 25 Minuten einfachen Gehens am Canyonrand und man ist da.

Der Lower Paria River Canyon und Death Hollow sind zwei unglaublich schöne Canyons. Wir werden sie uns daher in einem späteren Beitrag für diese Website zum Thema nehmen. Bis dahin wünsche ich Euch, wie immer, viel Spaß beim Wandern und natürlich großartige Ein- und Ausblicke!

Peter Felix Schäfer