Anywhere in Utah... |
Wissenswertes
Bei diesem Bericht über den Moki Hill soll es primär einmal nicht um eine außergewöhnliche Location, sondern um ganz besondere Steine, gehen. Und zwar um so genannte Moqui Marbles. Wer bereits meinen Artikel über den Zebra Slot gelesen hat, wird wissen worum es sich dabei handelt. Für alle anderen hier eine kurze Erklärung.
Moqui Marbles sind außerordentlich seltene Steine. Ihr Fundgebiet beschränkt sich nur auf wenige Orte in Arizona, Utah und New Mexico. Die harte, meist schwarze Schale besteht aus Hämatit, einem Eisenoxid (vielen Dank an den Chemiker!). Ganz anders ihr Inneres, welches mit Sand bzw. Sandstein gefüllt ist. Über ihre Entstehung streiten die Forscher bis heute. Die einen meinen es wären kosmische Überreste (Meteoriten). Wieder andere halten eine natürliche Entstehung auf der Erde für wahrscheinlicher. Eines scheint jedoch sicher: Ihr Alter. Es wird auf etwa 130-150 Millionen Jahre geschätzt. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Steine kugelrund. Daher auch ihr Name Marbles (Murmeln). Allerdings sind einige regelrecht platt gedrückt und ähneln in ihrem Aussehen mehr einem UFO als einer Kugel. Weitaus seltener sind dagegen solche mit doppelter Hämatitschale. Ein Fundort dieser exotischen Moquis soll sich nur wenige Kilometer weiter südlich befinden. Aufgrund ihres mystischen Charakters, wurden sie in der Vergangenheit häufig von Schamanen zur Heilung benutzt. Aber auch heute, in unserer modernen Zeit, sind diese Steine bei Esoterikern als Energie- und Heilquelle außerordentlich geschätzt. Von ihnen stammt auch der Ausdruck "Lebende Steine". Sie haben meist ein Paar davon: Ein "weibliches" und ein "männliches" Exemplar. Jetzt werdet Ihr sicherlich fragen, woran man eine weibliche bzw. männliche Moqui erkennt? Ganz einfach, an ihrer Form! Die weibliche ist die wohlgeformte, runde Kugel. Die männliche ist das platte etwas unförmige Exemplar. Wie im richtigen Leben, oder?
Sucht man im Internet nach diesen Begriff, stößt man immer wieder auf zwei unterschiedliche Schreibweisen. Die einen schreiben es Moqui, die anderen Moki. Richtig ist wahrscheinlich erstere, weil sie nach den Moqui Indianern benannt wurden, die früher dieses Gebiet besiedelten. Das Wort Moqui stammt aus der Hopi Sprache und bedeutet soviel wie "lieber oder teurer Abgereister". Die Legende besagt, dass die Vorfahren der Indianer am Abend mit ihnen spielten, bevor sie am Morgen die Rückreise in den Himmel antreten mussten. Sie ließen die Steine zurück, um ihren Verwandten damit zu zeigen, dass es ihnen gut geht. Angeblich erhält auch heute noch jeder Ureinwohner dieser Region bereits bei seiner Geburt ein solches Paar als Talisman, welche ihn ein Leben lang begleiten. Sie sollen ihren Besitzer vor allem Bösen schützen, vor falschen Freunden bewahren und seine Seele stärken.
Farbiger Navajo Sandstone |
Reste der Pipes, dazwischen Moqui Marbles |
Bizarre Gesteinsformen |
Seit meinem ersten Besuch im Grand Staircase-Escalante N.M. bin ich fasziniert von diesen mystischen Moqui Marbles. Bis heute ziehen sie mich magisch an. Die erste zufällige Begegnung hatte ich auf der Wanderung zum Zebra Slot. Man findet sie dort auf den letzten Metern, kurz vor dem Eingang des Canyons und im Inneren. Allerdings in eher bescheidenen Mengen und mit geringerem Durchmesser, kein Vergleich zu denen vom Moki Hill. Denn da liegen sie (noch!) dicht gedrängt zu tausenden auf dem farbigen Navajo Sandstone. Einige verstecken sich unter einer farbigen Flechtenschicht (engl. lichen). Die meisten haben etwa die Größe eines Golfballes. Vereinzelte Exemplare bringen es aber auch auf fast 10 cm Durchmesser. Und im Gegensatz zu den kleineren vom Zebra Slot sind diese meist metallisch glänzend und von beachtlichem Gewicht.
Der Fundort der Moqui Marbles beschränkt sich aber nicht nur auf den Hügel selbst, sondern auf ein erheblich größeres Gebiet. Allerdings besteht der Untergrund um den Berg herum fast ausschließlich aus Sand, so dass man kaum noch welche an der Oberfläche findet. Sie sind aufgrund ihres Gewichtes und der Witterungsverhältnisse tief im Boden versunken. Besonders faszinierend sind jedoch die Pipes, Rohre von bis zu 2 Metern Länge, die aus dem gleichen Material wie die Murmeln bestehen. Leider sind die meisten schon zertrümmert. In der Nähe der Hügelkuppe findet man aber noch einige intakte Exemplare. Die Konzentration dieser Materialien ist dort am höchsten. Man könnte es fast für das Zentrum halten, wo diese Teile an die Erdoberfläche geschleudert wurden. Ein wirklich mystischer Ort innerhalb des Grand Staircase, der zudem noch leicht erreichbar ist, im letzten Streckenabschnitt allerdings auch einen SUV erfordert. Möglicherweise wird diese Zufahrt auch von den kommerziellen Verwertern der Moqui Marbles benutzt, die so ohne großen Aufwand das Gebiet einfach "abernten" können. Die kurze Dirt Road zum Moki Hill wird scheinbar regelmäßig befahren, denn sie ist wie die benachbarte Old Sheffield Road in tadellosem Zustand. Auch das zuständige BLM hat nun endlich die Zeichen der Zeit erkannt und dort ein Schild aufgestellt, auf dem steht, dass es verboten ist, hier irgend etwas mitzunehmen!
Aus der Nähe betrachtet |
Fazit
Der Moki Hill ist zweifellos eine einzigartige Region innerhalb des Grand Staircase und wird es hoffentlich noch lange bleiben, auch wenn die Anzahl der Moqui Marbles in letzter Zeit schon etwas abgenommen hat. Ich kann nur an jeden einzelnen appelieren sich dort verantwortungsvoll zu bewegen und die Kugeln nicht einzustecken, auch wenn die Verlockung noch so groß sein sollte. Ich möchte nochmals daran erinneren, dass es in geschützten Regionen generell untersagt ist, irgend etwas mitzunehmen! Wer es dennoch tut, handelt rücksichtslos gegenüber der Natur und anderen Besuchern. Denn was erst einmal fehlt, kann von niemanden mehr gesehen werden. Wer meint, solche Steine unbedingt besitzen zu müssen, findet im Internet genügend legale Quellen, um sie käuflich zu erwerben. Selbst vor Ort, in Escalante, gibt es einen Rock Shop der mit Moqui Marbles handelt. Wobei ich die Herkunft der Steine dort aber für äußerst fragwürdig halte...
Wer mehr über die Moqui Marbles, ihre Entstehung und die Mythen erfahren möchte, sollte sich die entsprechenden Artikel bei Wikipedia oder im Mineralienatlas anschauen.
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