Yant Flat und das rote Sandsteinauge
Das rote "Sandsteinauge" von Yant Flat
Yant Flat Sonnenuntergang
Isa im letzten Licht der untergehenden Sonne

Auf der Suche nach neuen, unbekannten Regionen im Südwesten der USA, haben sich im Laufe der letzten 15 Jahre Unmengen an Daten angesammelt. Manchmal waren es auch nur Fotos, ohne jeglichen Ortsbezug. Wenn die Recherche damals nichts einbrachte, wurde die Information einfach abgelegt, mit der Hoffnung, vielleicht später mal den entscheidenden Hinweis zu finden. Vieles geriet allerdings schnell in Vergessenheit. Und während wir früher praktisch jeden freien Tag im Südwesten verbrachten, so zieht es uns heute auch in andere Regionen. Ein Umstand der vor einigen Jahren noch absolut undenkbar war! So geriet der Südwesten in letzter Zeit etwas aus unserem Fokus, auch nicht zuletzt deshalb, weil uns einfach ein richtiges Highlight fehlte, auf dessen Erkundung wir uns freuen konnten. Dieser Zustand hätte sicher noch länger angehalten, wäre da nicht diese Mail gekommen...

Die Nachricht erreichte uns während unserer letzten Reise durch den Nordwesten der USA und sorgte augenblicklich für erhöhtes Südwestfieber. Denn sie beinhaltete einige Fotos von orangeroten Sandsteinhügeln, die von unzähligen farbigen Bändern und Streifen durchzogen waren. Der Absender der Mail, ein Amerikaner aus der Nähe von St. George in Utah, wollte uns das Gebiet bei unserem nächsten Besuch persönlich zeigen. Eines der Motive, ein überdimensionales rotes "Sandsteinauge", kam mir augenblicklich bekannt vor. Nach längerer Suche fand ich das entsprechende Foto auf meinem Computer. Ich hatte es vor Jahren mit dem Zusatz "Pine Mountains, foothills" abgespeichert, konnte damals den genauen Ort aber nicht weiter einkreisen und hatte es zwischenzeitlich total vergessen. Als ich Isa meinen Fund präsentierte, fragte sie mich, warum ich ihr dieses Foto nicht schon früher gezeigt habe...

Unser Ehrgeiz war nun angestachelt die Gegend selbst zu finden. Wir kannten zwar ihren Namen nicht, wussten aber wo wir suchen mussten. Nach einiger Zeit wurden wir südlich der Pine Valley Mountains fündig. Unterhalb der Abbruchkante von Yant Flat, einer mit Büschen und Bäumen bewachsenen sandigen Hochebene, nur wenige Meilen nordöstlich von Saint George, liegen auf einem Zwischenplateau extrem farbige und herrlich verwirbelte Sandsteinhügel. Der fotogenste Bereich erstreckt sich halbkreisförmig über eine Länge von etwa 1 Kilometer. Schaut man sich diesen Teil mit Google Earth etwas genauer an, fällt einem unweigerlich der Crazy Hill im Valley of Fire ein. Auf den Satellitenfotos erkennt man die gleiche Farbpracht, auch wenn die Gegend vor Ort dann doch etwas anders aussieht und eher eine Mixtur aus Yellow Rock und Coyote Buttes darstellt. Zu Yant Flat findet man mittlerweile einige Fotos und sogar Karten, aber streng genommen bezieht sich der Bergriff auf die Hochebene und nicht auf die Sandsteinklippen darunter. Für Isa wurden sie augenblicklich zu den Candy Cliffs, da die Streifen sie an die typischen amerikanischen Pfefferminzbonbons erinnerten.

Einige Monate später, im Herbst 2012, konnten wir die Gegend dann endlich persönlich in Augenschein nehmen. Da wir früher als geplant in St. George eintrafen, fiel das Treffen mit Michael, der uns zum Besuch der bunten Sandsteinklippen bei Yant Flat inspirierte, aber leider aus. So mussten wir die Gegend auf eigene Faust erkunden und konnten nicht von seinen Erfahrungen profitieren. Wir werden das Treffen aber ganz sicher bei nächster Gelegenheit nachholen.

Candy Cliffs
Unglaubliche Wolken am nächsten Morgen
Yant Flat Sandsteinklippen
Markanter Hügel südwestlich des Abstiegs

Ursprünglich wollten wir nur einen halben Tag hier verbringen, waren aber etwas zu spät dran, so dass von dem geplanten Nachmittag nicht mehr viel übrig blieb. Da wir in den wenigen Stunden nur einen Bruchteil sehen konnten und die Wolken am nächsten Morgen einfach nur fantastisch waren, sind wir gleich noch einmal hingefahren und haben die Region ausgiebig erkundet.

Anfahrt & Trail

Von Süden, aus Richtung St. George kommend, verlässt man die I-15 in Leeds beim Exit 22 und folgt der Main Street durch den Ort für etwa 1.5 Meilen, bevor man nach links auf die Silver Reef Road abbiegt. Unmittelbar hinter dieser Kurve befindet sich der Exit 23 der I-15. Aber leider darf man von Süden kommend hier nur auf-, und nicht abfahren. Wer von Norden anreist, kann die Interstate dagegen beim Exit 23 verlassen und dann nach rechts auf die Silver Reef Rd abbiegen. Die nachfolgenden Meilenangaben bis zum Trailhead beziehen sich alle auf diese Kreuzung: Exit 23/Silver Reef Road.
Nach 1.1 Meilen knickt die Silver Reef Rd links ab und von Norden kommend mündet die Oak Grove Road (Forest Rd 032) ein, auf der man nun weiterfährt. Der Asphalt endet nach 1.5 Meilen. Die Straße ist jetzt zwar unbefestigt, war bei unserem Besuch Anfang Oktober 2012 aber in solch gutem Zustand, dass man sie auch mit einem einfachen PKW hätte befahren können. Ob das immer der Fall ist, kann ich aber nicht sagen!
Nach 1.6 Meilen führt die Oak Grove Rd in einen großen Bogen nach rechts. Der Abzweig auf der linken Seite bleibt unbeachtet. Kurz darauf erreicht man ein Infoboard (mit Karte) des US Forest Service. Ab hier ist dispersed camping (kostenloses Camping) erlaubt. Dazu findet man immer wieder kleine Buchten links und rechts der Straße. Nach 3.1 Meilen verlässt man die Oak Grove Rd, die hier nach rechts zum gleichnamigen Campground verläuft. Man fährt dort geradeaus (Forest Rd 031) auf das Plateau von Yant Flat hinauf. An diesem Punkt befindet sich auch ein großes Schild mit der Aufschrift "St. George 24 Meilen". Im weiteren Verlauf der Strecke biegen immer mal wieder kleinere Pisten links oder rechts ab, die alle ignoriert werden können. Man folgt der größeren Hauptstraße insgesamt 10.4 Meilen, bis an eine T-Kreuzung. Hier mündet rechter Hand eine breite Piste (FR 903) aus Richtung der Pine Valley Mountains ein. Früher befand sich dort eine 4-Way Kreuzung. Leider wurde der Jeep-Trail, die nach links in Richtung der Klippen von Yant Flat führte, von offizieller Seite zerstört und mit großen Gesteinsblöcken versperrt. Das ist heute der Trailhead: 37°14'05''N, 113°28'37''W (WGS84/NAD83) und ein idealer Platz, um das Auto abzustellen. Vom Exit 23 der I-15 bis hierher, muss man mit etwa 30 Minuten Fahrzeit rechnen.

Slickrock am Ostrand von Yant Flat
Blick zum Ostrand von Yant Flat
Muster im Sandstein
Sandstein Patchwork

Achtung: Eigentlich führt die Forest Road 031 direkt nach St. George. Allerdings war ihr Zustand im Bereich des Cottonwood Creek, westlich vom Parkplatz derart schlecht, dass wir die Piste mit unserem Toyota RAV4 nicht weiter befahren konnten und dort umkehren mussten! Wer nur einen einfachen PKW gemietet hat, oder plant nicht über die Interstate, sondern von St. George direkt über die FR 031 anzureisen, sollte sich vorher unbedingt im Interagency Visitor Center (345 East Riverside Drive, Tel: 435-688-3246) nach dem Straßenzustand zu erkundigen.

Vom Parkplatz bis zu den Sandsteinklippen unterhalb der Abbruchkante von Yant Flat sind es nur etwa 2 Kilometer Luftlinie. Allerdings ist speziell der Anfangsbereich recht dicht bewachsen, so dass es Sinn macht, zunächst der alten Jeep-Piste in südliche Richtung zu folgen. Wer ein GPS dabei hat, verlässt den Weg nach wenigen hundert Metern und wandert direkt auf diesen Punkt zu: 37°13'06''N, 113°28'03''W. Dort kann man gefahrlos auf das Zwischenplateau mit den Candy Cliffs absteigen, denn die Böschung ist in diesem Bereich nicht sehr steil. Für die Wanderung sind nur etwa 30-40 Minuten erforderlich.

Auto am Trailhead, mit Pine Valley Mountains
Der Parkplatz am Trailhead,
Blick nach Norden zu den Pine Valley Mountains

Wer kein GPS dabei hat, folgt am besten der alten Jeep-Piste bis zu deren Ende an der Abbruchkante. Von dort geht es dann etwa 600 Meter nach links in östliche Richtung bis zu den Candy Cliffs. Vom Rand der Hochebene hat man einen herrlichen Blick hinunter nach Saint George, sowie in den Snow Canyon State Park. Nur wenig nordöstlich eines markanten Sandsteinhügels (siehe Foto oben rechts), steigt man dann auf das Zwischenplateau ab. Unten findet man herrlich verwirbelte orangerote Sandsteinwellen und -berge mit unzähligen farbigen Bändern, Streifen und Ornamenten. Die Gegend sieht aus, als hätte hier ein Maler ein modernes Kunstwerk geschaffen. Wer intensiv fotografiert, kann dort viele (viele...) Stunden verbringen. Die Wanderung führt entlang der Candy Cliffs in nordöstliche Richtung und endet nach etwa 1 km am Ostrand von Yant Flat abrupt an einem Dryfall: 37°13'13''N, 113°27'23''W. Von dort hat man einen wunderbaren Blick auf die Ausläufer des Zion NP. Da die Topographie des Plateaus, auf dem man wandert ziemlich wellig ist, müssen eine Menge Höhenmeter überwunden werden, was speziell in der Mittagshitze kein Vergnügen ist. Wer am Ostrand der Candy Cliffs wieder nach oben steigt, um cross-country auf dem schnellsten Weg zurück zum Auto zu gehen, sollte speziell an der Abbruchkante von Yant Flat aufpassen. Denn dort liegt viel loses Gestein, das schnell ins Rutschen kommt!

Fazit

Aufgrund der Farbpracht der Klippen, Wellen und Hügel, zählen die Candy Cliffs für uns mit zu den schönsten Sandsteingebieten im Südwesten. Und im Gegensatz zu vergleichbaren Regionen (u.a. Coyote Buttes, Valley of Fire...) ist das Gestein hier deutlich robuster, so dass ein unbedachter Schritt praktisch keinen Schaden an der Natur anrichtet. Wer in der Nähe von St. George unterwegs ist und (mindestens) noch einen halben Tag Zeit hat, sollte unbedingt vorbei schauen. Es lohnt sich! Denn hier kann man eine großartige Naturkulisse trotz der Nähe zur Stadt noch in vollkommener Ruhe erleben. Ein Zustand, der hoffentlich noch länger anhält...

Yant Flat, Candy Cliffs Topo Map

Die englische Version dieses Berichts und noch mehr Fotos gibt es bei uns im Blog unter: Yant Flat - Candy Cliffs near St. George