Fallen Roof Ruins |
Intakte Granary im Road Canyon |
Historie
Die ersten Hinweise auf die Besiedlung des Südwestens datieren aus der Zeit um 6000 v. Chr., also lange vor Ankunft der ersten Weißen. Später lebten dann die Anasazis, die Vorfahren der heutigen Natives, in der Four Corners Region. Obwohl bei weitem nicht so hoch entwickelt wie ihre südlicheren Nachbarn, die Azteken, hinterließen auch sie einige unübersehbare Spuren. Denn sie verstanden es wirklich meisterhaft, ihre Gebäude an enge, meist hohe Felsvorsprünge zu schmiegen. Das diente einerseits der besseren Verteidigung, schützte aber auch ihre Vorräte vor Wasser oder wilden Tieren. Viele von ihnen lebten in kleineren Gruppen bzw. Familien zusammen und fristeten ihr Dasein als Jäger, Sammler oder Farmer. Später siedelten dann hunderte zusammen in größeren Komplexen, den sogenannten Pueblos. Zum kulturellen Zentrum der Anasazis entwickelte sich damals die Chaco Region, deren Ruinen noch heute zu bestaunen sind.
Ideal für solch eine Entdeckungstour ist die Cedar Mesa Region, ein riesiges Gebiet, welches sich westlich von Blanding bis hinunter nach Mexican Hat erstreckt. In den einsamen Canyons befinden sich eine Reihe spektakulärer Ruinen und Felszeichnungen. Allerdings offenbart sich vieles erst auf den zweiten Blick und setzt ein gewisses Maß an Erfahrung voraus. Um zu einem erfolgreichen "Ruinen Jäger" zu werden, gilt es einige Dinge zu beachten. Freistehende Bauwerke sind relativ selten. Umso wichtiger ist es, die umliegenden Felswände genau im Auge zu behalten. Absuchen sollte man vor allem die vielen Nischen, Überhänge und Höhlen, die bevorzugten Orte solcher Ruinen. Besonders hilfreich ist dabei ein Fernglas. Denn damit erspart sich eine Menge Zeit und Lauferei. Die Erfahrung kommt mit den Erfolgen. Später weiß man meist sofort, was sich lohnen könnte zu untersuchen. Allerdings gibt es hier draußen praktisch keine markierten Trails. Hier verlässt man sich besser auf seinen Instinkt. Bei den Ruinen handelt es sich häufig um Wohnhäuser oder um so genannte Granaries, Vorratsspeicher in denen u.a. Korn gelagert wurde. Meist findet man in ihrer Nähe aber auch noch Felszeichnungen, Kornreste oder Tonscherben. Besonders selten sind dagegen Kivas, vergleichbar mit unseren Kirchen. Sie wurden für religiöse Zeremonien genutzt und hoben sich deutlich von allen anderen Bauwerken ab. Meist handelte es sich dabei um kreisrunde Räume, die mittels Leitern über die Decke betreten wurden.
Etwa um 1300 n. Chr. verschwanden diese Naturvölker völlig überraschend von der Bildfläche. Was mit ihnen geschah, oder wohin sie gingen, kann bis heute nicht eindeutig belegt werden. Eine lang anhaltende, extreme Dürreperiode könnte sie gezwungen haben die Gegend zu verlassen. Aber auch feindliche Stämme (u.a. Navajos), die aus dem Norden einfielen, könnten dafür verantwortlich sein. Am wahrscheinlichsten ist wohl eine Mischung aus Abwanderung, Vertreibung und Assimilierung. Der Begriff Anasazi stammt übrigens von den Navajos selbst und bedeutet soviel wie "Feindliche Vorfahren". Gelegentlich wird die Übersetzung in "Die Alten" oder "Pueblo Vorfahren" verharmlost, was mir aber nicht wirklich glaubhaft erscheint. Jedenfalls lassen einige Vorkommnisse vermuten, dass da doch was dran sein könnte...
Nach diesem kleinen Exkurs in die Vergangenheit nun aber zu den Locations selbst. Den Anfang machen Mule - und Road Canyon. Was diese Orte besonders auszeichnet, sind nicht allein die Ruinen, sondern ihre perfekte und einzigartige Lage. Denn erst diese Symbiose machen sie zu fotografischen Leckerbissen. Bevor ich nun damit beginne, möchte ich Euch zuerst einige generelle Verhaltensweisen in Erinnerung rufen:
- Nicht auf den Ruinenmauern laufen
- Keine Piktogramme oder Petroglyphen berühern
- Keine Gegenstände zu entfernen oder gar mitzunehmen
-> Verlasst die Orte bitte so, wie Ihr sie vorgefunden habt!
Das Highlight im Mule Canyon: House on Fire |
South Mule Canyon Ruins
Die Zufahrt zum Mule Canyon erfolgt über den Highway 95, etwa 23 Meilen westlich von Blanding. Dort zweigt zwischen Milepost 101 und 102 die Texas Flats Road (BLM263) in nordöstlicher Richtung ab. Diese Sandpiste ist in recht gutem Zustand, ein 4WD wird deshalb nicht benötigt. Doch aufgepasst, dieser Abzweig vom Highway ist nicht beschildert und daher leicht zu übersehen! Wer aus Richtung Blanding kommt und auf der rechten Straßenseite ein Schild mit der Aufschrift Mule Canyon sieht, ist etwa 0.5 Kilometer zu weit gefahren. Denn dieser Abzweig führt zu einem Parkplatz mit asphaltiertem Rundweg und zu einigen rekonstruierten Ruinen. Doch wenn man schon mal da ist, kann man wenigstens die Toiletten dort benutzen...
Auf dem Weg zurück, nimmt man die nächste Dirt Road auf der linken Seite und ist wieder "Back on Track". Bereits wenige Meter hinter dem Abzweig befindet sich eine so genannte Fee Tube. Hier erhebt das BLM eine Gebühr von $2 (pro Person!). Wer plant, gleich mehrere Canyons innerhalb Cedar Mesa an einem Tag zu besuchen, kann richtig sparen. Denn das Ticket ist einen Tag lang in der ganzen Region gültig. Etwa 500 Meter von hier entfernt, parkt man das Auto. Dort kreuzt die Piste, etwas erhöht, den South Fork des Mule Canyon. Von oben ist bereits der Trail und die Register Box, unten im Canyon, sichtbar. Man steigt nun auf dieser Seite hinab und folgt dem schmalen Weg etwa eine Meile. Die spektakulärsten Ruinen befinden sich in der rechten Canyonwand unter einem Überhang. Das richtige Licht vorausgesetzt, entsteht der Eindruck, als ob ihre Dächer in Flammen stehen. Dieser Effekt lässt sich am besten morgens beobachten. Wer sich Zeit lässt, benötigt für die technisch anspruchslose Wanderung etwa 20 Minuten. Der Trail verläuft meist gut sichtbar über gänzlich ebenes Terrain. Trotzdem würde ich auch auf diesem Trip nur mit Wanderschuhen loslaufen. Der Urlaub kann schnell vorbei sein, wenn man umknickt!
Wer möchte, kann dem Canyon weiter westwärts folgen und wird so noch mehr Ruinen entdecken. Allerdings sind diese bei weitem nicht so fotogen. Für diesen kurzen Trip bis zum House on Fire, ist mit ausreichend Zeit zum Fotografieren, etwa 1-1.5 Stunden zu veranschlagen. Zu erwähnen wäre noch, dass der North Fork des Mule Canyon ebenfalls einige recht interessante Ruinen bietet. Dafür folgt man der eingangs erwähnten Dirt Road etwa einen Kilometer und geht ebenfalls auf der linken Seite hinab in den Canyon.
Handabdrücke an der Decke |
Noch mehr Granaries |
Road Canyon Ruins
Eine weitere, erstklassige Ruinen Location ist der Road Canyon. Er befindet sich nur etwa 25 Meilen vom Mule Canyon entfernt und kann daher leicht mit dieser Tour kombiniert werden. Man erreicht ihn über die Cigarette Springs Road (BLM239), einer Dirt Road, die östlich vom Utah State Highway 261 abzweigt. Ein Hinweisschild mit dieser Aufschrift, befindet sich kurz vor Milepost 19. Die Piste ist die meiste Zeit in ziemlich gutem Zustand. Allerdings hat sie auch einige üble Schlaglöcher und ein oder zwei steinige Passagen, die man aber erst erkennt, wenn es fast schon zu spät ist. Ich musste mehr als einmal eine Vollbremsung hinlegen, um das Auto nicht gänzlich zu ramponieren. Der Vorsatz, danach etwas langsamer zu fahren hielt meist nur für kurze Zeit...
Auf dem Weg zum Trailhead gibt es keinerlei markante Orientierungspunkte. Das wichtigste Hilfsmittel ist daher das Tachometer im Auto. Nach knapp 1 Meile erreicht man die Fee Tube. Hier gilt das Gleiche wie für den Mule Canyon. Wer noch kein gültiges Ticket besitzt, entrichtet dort seinen Obolus. Dieser Piste folgt man insgesamt 3.4 Meilen, bis zu einem schmalen, unscheinbaren Weg auf der linken Seite. Auf diesen biegt man ein und erreicht unmittelbar danach den Parkplatz. Diese Stelle ist leicht zu übersehen, da sich dort eine Menge Bäume und Sträucher befinden. Das wichtigste Zeichen, dass man sich dem Punkt nähert, ist ein relativ breiter Abzweig auf der rechten Seite, etwa 100 Meter vorher. Am Rande des Parkplatzes steht ein schmales Schild mit der Aufschrift "Trailhead". Der dort beginnende Weg schlängelt sich gut sichtbar in nordöstlicher Richtung durch den Wald. Einige Zeit später führt er dann in den Road Canyon hinab. Im Tal selbst jetzt unbedingt rechts halten und dem steinigen Bett weiter hinab folgen. Vorher sollte man sich diesen Punkt aber genau einprägen! Denn dies ist die Schlüsselstelle auf dem Trail und immens wichtig, um später den Aufstieg und damit das Auto wieder zu finden. Wer Glück hat, wird vielleicht auch zwei Steinpyramiden sehen, die die Navigation etwas erleichtern. Eine hier an dieser Stelle, die andere beim Aufstieg zu den Ruinen. Nur verlassen sollte man sich nicht darauf! Der erste konkrete Orientierungspunkt ist ein riesiger Hoodoo. Er befindet sich an der linken Canyonwand, nach etwa 1.7 Kilometern. Jetzt ist das Ziel in greifbarer Nähe. Wenig später kann man es bereits sehen. Die fotogenen Anasazi Ruinen des Fallen Roof House liegen hoch oben an der linken Canyonwand unter einem Überhang. Der Weg hinauf ist keine echte Herausforderung, da der Fels hier nicht sehr steil ist. Die drei Häuser dort oben sind fast in perfektem Zustand. Man könnte meinen, sie wären erst vor kurzer Zeit verlassen worden. Was den Ort zu etwas Besonderem macht, ist das Zusammenspiel mit dem farbigen Cedar Mesa Sandstein des Canyons. Normalerweise von einer dicken Patina umgeben, kommen Farbe und Struktur sonst kaum zur Geltung. Doch gerade hier sind größere Stücke der Decke herunter gebrochen. Der freigelegte, unverwitterte Stein leuchtet in herrlichen Pastelltönen und verleiht den Fotos erst das gewisse Etwas. An einigen Stellen ist er durch Feuer rußgeschwärzt. Wer genauer hinschaut, wird dort einige Handabdrücke entdecken können. Der beste Zeitpunkt zum Fotografieren ist der Mittag. Dann sind der Überhang und die Ruinen darin gut ausgeleuchtet. Wer obiges Motiv optimal in Szene setzen möchte, benötigt dafür ein Objektiv mit etwa 24mm Brennweite. Unweit dieser Ruinen befinden sich weitere Überreste. Dabei handelt es sich um Granaries, deren Eingänge mit großen Steinplatten verschlossen sind. In ihrer Nähe befindet sich auch die Ruine eines Hauses, allerdings zu ebener Erde. Für die Tour durch den Road Canyon sind inklusive einer ausgiebigen Fotosession etwa 2.5h einzuplanen. Wer die Wanderung noch bis Seven Kivas Ruins ausdehnen will, benötigt dafür etwa 5 Stunden.
Auf dem letzten Foto ist links neben mir Philippe Schuler zu sehen, mit dem ich ein paar Tage "On Tour" war. Ich bin mir ziemlich sicher, dass einigen der Name bekannt vorkommen wird!? Alle, die die Bücher von Laurent Photographing the Southwest besitzen, sollten ihn kennen. Denn darin sind eine Menge Fotos von Philippe zu finden. Auch einige der Artikel stammen aus seiner Feder. Beide sind schon seit Jahren enge Freunde, die gelegentlich auch gemeinsam den Südwesten durchstreifen. Man wird sicher bald wieder von ihnen hören...
Nach der "Eroberung" des Road Canyons |
Fazit
Wer von uns träumte nicht als Kind auf Schatzsuche zu gehen? Hier kann man diesen Traum endlich verwirklichen! Es macht einfach ungeheuren Spaß in den Canyons auf Entdeckungsjagd zu gehen und nicht zu wissen, was hinter der nächsten Ecke wartet (lauert?). Für mich sind diese beiden "Anasazi-Ruins-Touren" jedenfalls erst der Anfang. Weitere werden bestimmt bald folgen.
Auf der nächsten Seite geht's zum zweiten Teil...