Das südliche Reef mit dem Temple Mountain |
Motivation
Nachdem ich mich vor einigen Monaten bereits der Region südlich von Hanksville gewidmet habe, folgt nun quasi als logische Konsequenz der Norden. Beleuchten möchte ich heute einige ausgewählte Orte entlang des Reefs, am östlichen Rande des San Rafael Swell. Dieser sägezahnförmige Felsgrat erstreckt sich über mehr als 50 Meilen, von Price im Norden bis hinunter nach Hanksville. Die Erosion schnitt tiefe Canyons in den weichen Najavo Sandstein und formte so dessen Aussehen. Betrachtet man das Reef von Osten, fällt auf, dass es hier nur sehr sanft ansteigt, wogegen seine Westflanke fast senkrecht abfällt. Besonders faszinierend finde ich den Südteil des Reefs, denn der hält eine Reihe landschaftlicher "Leckerbissen" bereit. Neben den schon obligatorischen Slot Canyons, gibt es dort aber auch verlassene Minen, Hoodoos und andere geologische Kuriositäten. Selbst Felszeichnungen der Ureinwohner finden sich in vielen dieser einsamen Canyons. So einmalig wie die Landschaft, ist auch die Tierwelt hier. In den weiten, wüstenartigen Ebenen leben die letzten Wildesel. Aber auch Mustangs, Antilopen und Bighorn Schafe bekommt man mit etwas Glück vor die Kamera. Umso wichtiger wäre es, diese einzigartige Region endlich nachhaltig zu schützen! Die Pläne für das San Rafael Swell National Monument liegen bereits seit Jahren in der Schublade, sind aber bis heute nicht umgesetzt. Hoffentlich setzt bei den Verantwortlichen bald dieses Bewusstsein ein. Denn irgendwann ist es dafür wahrscheinlich zu spät!
Aufgrund der überaus positiven Resonanz, von South of Hanksville, habe ich diesen Artikel ähnlich angelegt. Er skizziert einen vollständigen Tag in der Region nach und kann bei Interesse leicht "abgearbeitet" werden. Auch diesmal hält sich der körperliche Aufwand in vertretbaren Grenzen. Die kurzen Wanderungen sollten daher von allen mühelos bewältigt werden. Unbedingte Voraussetzung ist aber ein Fahrzeug mit hoher Bodenfreiheit, am besten gleich ein 4WD. Denn mit Ausnahme der Temple Wash Pictographs liegen alle Ziele abseits asphaltierter Straßen. Bei Regen oder Nässe solltet Ihr die Dirt Roads auf keinen Fall befahren, selbst mit einem 4WD nicht! Zur besseren Übersicht habe ich eine Tourmap erstellt, in der die einzelnen Etappen entlang des San Rafael Reefs unterschiedlich farbig markiert und mit Entfernungsangaben versehen sind. Um Hiking Trails von reinen Fahrtstrecken zu unterscheiden, sind diese gestrichelt dargestellt. Der Rest müsste eigentlich selbsterklärend sein.
Piktogramme im South Temple Wash |
Etappe 1: Temple Mountain Pictographs & Crack Canyon
Beginnen wollen wir die Tour mit dem Crack Canyon. Denn hier herrschen
vormittags recht gute Lichtverhältnisse zum Fotografieren. Wir starten also
entsprechend früh, etwa gegen 8 Uhr, von Hanksville und folgen dem Highway 24
nach Norden. Ungefähr bei Milepost 137 biegen wir westlich auf die Temple Mountain Road
ein. Wer schon mal im Goblin Valley State Park war, wird diese Strecke kennen.
Allerdings biegen wir nicht an der nächsten Kreuzung (Goblin Valley Turnoff)
ab, sondern folgen ihr weiterhin geradeaus. Fast unmittelbar an dieser Kreuzung gibt es
auf der rechten Straßenseite einen so genannten pullout. Hier stoppen wir,
um das Tachometer zu nullen. Denn die meisten der nun folgenden Entfernungsangaben beziehen
sich auf diesen Punkt. Außerdem findet man hier ein Infoboard und eine Road Map
über das San Rafael Swell.
Eine knappe Meile vom Goblin Valley Turnoff entfernt, erreichen wir unseren ersten
(Zwischen-)Stopp. Hier befinden sich die Temple Wash Pictographs, fast unmittelbar
an der Straße. Um sie näher zu betrachten, biegen wir rechts auf eine schmale
Seitenpiste ab. Diese endet bereits nach wenigen Metern auf einem Plateau. Wenn Ihr dort
in Richtung Felswand blickt, seht Ihr die Piktogramme etwas weiter rechts, in ungefähr
6 Metern Höhe. Leider hat dieser einfache Zugang nicht nur Vorteile. Einige
unterbelichtete Zeitgenossen machen sich einen Spaß daraus, sie zu zerstören.
Auch hier sieht man neben diversen Graffitis sogar Einschlaglöcher von Kugeln.
Trotzdem ist der kleine Stopp sicher nicht vergebens. Für einige wenige Fotos
benötigt man kaum mehr als 5 Minuten. Nach weiteren 0.3 Meilen wird die Piste
unpaved (unbefestigt). Ihr Zustand bleibt aber weiterhin gut, zumindest
vorerst. Den Campground passieren wir nach insgesamt 2.1 Meilen, bevor wir kurz darauf
links auf die Behind the Reef Road abbiegen. Diese Dirt Road schlängelt
sich immer zu Füßen des San Rafael Reefs entlang und ist bis
auf die vielen kleinen Steine in recht gutem Zustand. Wenn es Probleme gibt, dann
wahrscheinlich mit den Reifen! Nach insgesamt 6.2 Meilen erreichen wir den Abzweig
zum Crack Canyon. Bei trockenen Bedingungen kommt jeder normale PKW hierher.
Wir nehmen den Abzweig auf der linken Seite und fahren noch etwa 0.3 Meilen weiter,
bevor wir unser Fahrzeug abstellen. Wartet damit nicht zu lange! Denn im Wash, hinter
einer Anhöhe, befindet sich eine extrem felsige Passage, die Euer Auto nicht
überleben würde!
Wir machen uns nun zu Fuß auf und folgen einem alten Jeep Trail etwa 0.8 Meilen bis zum Eingang des Crack Canyon. Kurz darauf erreichen wir einen Felsabsatz, der auf der rechten Seite leicht zu umgehen ist. Das ist der Beginn des Crack Canyon (eng. für Riss), der diesem Ort seinen Namen gab. Jetzt folgt der spektakulärste Teil: Riesige, löchrige Canyonwände. Mir ist kein anderer Ort bekannt, der auch nur annähernd Vergleichbares bietet! Alle Fotografen wird's freuen. Ihre Möglichkeiten sind hier nahezu grenzenlos. Allerdings erstreckt sich dieser fotogene Teil nur über 200-300 Meter. Danach folgt ein etwas trostloser Bereich, bevor wir einen riesigen Subway artigen Slot erreichen. Der Weg dorthin ist relativ anspruchsvoll, so dass die fehlenden landschaftlichen Reize leicht zu verschmerzen sind. Neben diversen Felsabsätzen, zwingt uns ein Pothole sogar dazu, den Canyongrund einmal kurz zu verlassen. Allerdings befinden sich in diesem Bereich viele Steinmännchen (engl. cairns), so dass wir dem Trail auch weiterhin leicht folgen können. Die Subway ist noch mal ein kleines Highlight und all die Mühen wert. Dahinter könnt Ihr jedoch umkehren. Es folgt nichts, was sich lohnen würde, genauer zu erforschen. Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, dass ihr auch über den Chute Canyon zurück wandern könntet. Neben der längeren Strecke gibt es dort aber relativ viel Leerlauf, so dass ich diesen Rundtrip nicht uneingeschränkt empfehlen kann. Der Crack Canyon ist neben dem Little Wild Horse Canyon sicherlich einer der schönsten Slots im San Rafael Swell, bietet zusätzlich aber noch die nötige Ruhe und Einsamkeit.
Cracks am Boden und in den Wänden |
"Say Cheese": Löchriges en Masse |
Für diese, etwa 7 Kilometer lange "Flachetappe", benötigen wir mindestens 2.5 Stunden. Allerdings verleitet speziell der Beginn des Canyons zum extensiven Fotografieren. Alle, die dieser Leidenschaft frönen, sollten besser noch eine Stunde hinzu rechnen. Bevor wir nun eine Mittagspause einlegen, geht es erst mal weiter zur nächsten Location!