Teapot im Fantasy Canyon
Blick in den Canyon
Mudstone - Fantasy Canyon
Noch namenlos?
Fantasy Canyon
Links: Der Mönch

Wie alles begann...

"BoB" (Back of Beyond) gefunden, so könnte der eigentliche Name dieses Artikels lauten. Tatsächlich hat in letzter Zeit kaum ein anderes Foto von Michael Fatali soviel Aufmerksamkeit erregt wie dieses hier. Wem immer man danach fragte, stets bekam man das gleiche ratlose Schulterzucken. Diesen Ort umgab lange etwas Geheimnisvolles und Mystisches. Vor allem aber weckte er die Begehrlichkeiten vieler (Hobby-)Fotografen und Naturfreunde. Es setzte ein wahrer Hype um diese Location ein. In vielen einschlägigen Foren wurde über den möglichen Ort diskutiert. Ja, es wurden sogar Wetten abgeschlossen! Trotzdem blieb die Location für die Meisten weiterhin im Verborgenen. Dass ich sie (auch!) gefunden habe, war purer Zufall. Wenige Wochen vor meiner letzten Tour im November 2003, fand ich bei der Recherche zu den Bisti Badlands eine Webseite, auf der besagtes Objekt abgebildet war. Die Bildunterschrift lautete "Teapot, Fantasy Canyon", Volltreffer! Das war endlich der langersehnte Hinweis. Und tatsächlich, bei genauer Betrachtungsweise ähnelte er wirklich einem Teekessel. Der "Meister" versteht es wie kein anderer, die wahre Location immer wieder zu verschleiern. Sicherlich zu Recht, denn schließlich lebt er davon! Wenn man also mit Jemandem Mitleid haben sollte, dann mit ihm. Denn jetzt ist praktisch jeder in der Lage dieses grandiose Foto selbst zu schießen, vorausgesetzt die äußeren Bedingungen stimmen. Mit Sicherheit wird es nicht diese Brillanz, dieses Feuer (und erst recht nicht den Mond) haben, aber immerhin. Die Wenigsten von uns haben die Zeit, sich tagelang auf die Lauer zu legen und auf die besten Bedingungen zu warten. Von seinem Profiequipment mal ganz abgesehen. So gesehen wird er auch weiterhin Abnehmer für seine grandiosen Kunstwerke finden. Und wie bei seinen anderen Secrets, war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand den Schleier des Verborgenen lüftet.

Ist der erste Schritt einmal getan, kommt der Rest fast von allein. Jedenfalls findet man mit diesen Hinweisen genügend Informationen im Netz. So etwa, dass der Canyon bei den Einheimischen auch unter den Namen The Devil's Playground oder Hades Pit bekannt ist. Viel interessanter aber ist die Tatsache (?), dass ihn etwa 5000 (!) Leuten pro Jahr besuchen. Allerdings zweifle ich diese Statistik stark an. Denn auch nach zwei (längeren!) Besuchen dort, bin ich niemanden begegnet. Und eigentlich hätten es mindestens 10 Leute sein müssen...

Der Fantasy Canyon liegt auf so genanntem public land und wird vom BLM (Bureau of Land Management) in Vernal verwaltet. Deren Office befindet sich in einer Seitenstraße, nicht weit von der Main Street entfernt (170 South 500 East, Telefon: (435) 781-4400). Geöffnet ist aber nur an Werktagen, von 7.45-16.30 Uhr. Die Ranger halten ein umfangreiches Sortiment von kostenlosen Broschüren, Maps und anderem Infomaterial bereit. Hilfreich für diese Tour sind das Booklet: "Fantasy Canyon - Nature's China Shop", sowie die "Vernal & Uintah County Map". Mit beiden Unterlagen ist man rundum versorgt und erfährt so ganz nebenbei noch einiges über dessen Entstehung. Falls dann noch Fragen offen bleiben, findet man in den Rangern hoffentlich kompetente Ansprechpartner.

Geschichte

Ich möchte hier niemanden mit einer langen wissenschaftlichen Abhandlung über die Entstehung des Canyons langweilen. Einige grundlegende Dinge könnten trotzdem interessant sein, um zu verstehen, warum das Gestein hier so skurril geformt ist.

Vor etwa 38-50 Millionen Jahren bedeckte ein riesiger, fast 800 Meter tiefer See dieses Gebiet. Sedimente aus den umliegenden Bergen gelangten ständig hinein und lagerten sich auf seinem Grund ab. Durch den enormen Wasserdruck verbanden sich unterschiedlich harte Gesteine und Sand miteinander. Nachdem der See verschwand, konnte die Erosion ihr Werk beginnen. Der weichere Sandstein verwitterte deutlich schneller und löste sich aus dem Härteren heraus. Zurück blieb diese spektakuläre Szenerie. Auch heute noch ist dieser Ort einem ständigen Wandel unterzogen. Selbst wenn wir das nicht unmittelbar beobachten können, so verändert die Erosion auch weiterhin das Gesicht des Fantasy Canyons.

Neben dem ungewöhnlich geformten Gestein, gibt es hier aber noch mehr zu entdecken. Entlang des Trails und an den Abhängen sieht man häufig kleine schwarze Steine. Dabei handelt es sich um Magnetit, einem Gestein mit magnetischen Eigenschaften. Wer sich genauer umschaut, wird auch Fossilien entdecken können, meist versteinerte Muscheln. Nur der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, dass das keine Souveniere sind! Steckt Euch das Zeug bitte nicht ein. Es verstaubt eh nur bei Euch zu Hause! Es gehöhrt einfach hier in die Gegend. Und da soll es auch bleiben! Wenn Ihr durch den Canyon wandert, wird Euch sicher auffallen, wie fragil und zerbrechlich das Gestein ist. Bleibt bitte auf den Trails und zertrampelt nicht alles. Ich weiß, wie schwer das manchmal fällt...

Fantasy Canyon
The Camel
Fantasy Canyon
Hinter dem Tea Pot

Allgemeines

Der Canyon selbst ist recht klein und eingebettet in farbige Badlands, wie man sie überall im Westen finden kann. Offizielle Quellen geben seine Größe mit 10 Acre (ca. 4 Hektar) an. Ein kurzer, etwa 0.6 Meilen langer, Trail führt dort mitten durch den Canyon. Kleine Aluminiumplättchen zu Füßen jeder namentlich erwähnten Gesteinsformation erleichtern die Übersicht. In Verbindung mit dem Trailguide aus dem Visitor Center, weiß man so jederzeit, wo man sich gerade befindet. Am schönsten neben dem Tea Pot fand ich den Mönch und The Camel. Es gibt dort aber auch eine Mickey Mouse, einen Bären und und und... Oftmals steht man hier staunend vor einer "Skulptur" und kann es kaum fassen, wie kreativ die Natur sein kann. Der Name Fantasy kommt also nicht von ungefähr, beim Zusatz Canyon habe ich aber so meine Probleme. Denn unter einem Canyon stelle ich mir eigentlich etwas anderes vor. Wer nur Fatali's berühmtes Foto im Gedächtnis hat, könnte vielleicht etwas enttäuscht sein. Denn das Gestein ist in Natura nicht rotbraun, sondern mausgrau! Diese herrliche Farbe stellt sich erst mit den Strahlen der untergehenden Sonne (Golden Hour) ein. Je näher der Abend rückt, umso wärmer werden die Töne. Leider lässt sich dieses Feuerwerk der Farben nicht immer bewundern. Denn erst wenn auch die äußeren Bedingungen stimmen, beginnt das Gestein zu erstrahlen. Doch auch so hat der Fantasy Canyon einiges zu bieten und wird vor allem die Fotofgrafen in helle Aufregung versetzen. Falls es wider Erwarten jemanden geben sollte, der diese Begeisterung nicht teilt: Zu Füßen des Teapot wartet eine Bank...

Tea Pot - Fantasy Canyon
Der Tea Pot thront auf einem Sockel
Fantasy Canyon
Zwei Nonnen?

Anfahrt

Der Fantasy Canyon liegt im äußersten Nordosten von Utah, etwa 35 Meilen südlich von Vernal. Von dort fährt man zuerst auf dem Highway 40, nach Süden in Richtung Naples. In einer lang gestreckten Linkskurve biegt Ihr dann rechts auf die 45 in Richtung Bonanza ab. An diesem Punkt befindet sich auch ein Hinweisschild, so dass man dort wenig verkehrt machen kann. Von dieser Kreuzung sind es noch etwa 20.5 Meilen bis zum Beginn der Glen Bench Road. Auf dem Wegweiser wird der Fantasy Canyon erstmals erwähnt. Hier biegt man rechts ab (GPS: 40°11'07''N, 109°19'47''W) und folgt dieser schmalen und kurvenreichen Piste, die aber immer noch asphaltiert ist. Diese Strecke ist ziemlich stark frequentiert. Kein Wunder, ist sie doch eine der Lebensadern der Ölfelder in dieser Region. Vor allem Trucks sind hier ständig unterwegs! Und deren Fahrweise ist nicht unbedingt von Rücksicht geprägt! Seid hier also besonders vorsichtig! Nach knapp 13 Meilen verlässt man diese komfortable Piste, um links auf eine Dirt Road abzubiegen. Auch hier findet sich ein Hinweisschild mit der Aufschrift Fantasy Canyon wieder. Wer ein GPS Gerät dabei hat, sollte es jetzt einschalten und den Track zum Canyon aufnehmen. Denn die restliche Strecke führt durch ein wahres Labyrinth von unbefestigten Wegen, die alle irgendwie gleich aussehen. Mit Ausnahme einer Kreuzung befinden sich dort überall Wegweiser, die die Richtung zum Canyon anzeigen. Allerdings nur zum Canyon hin! Wer hier nicht aufpasst, kann auf dem Rückweg leicht in Schwierigkeiten geraten. Auf einigen Webseiten kann man wahre Gruselgeschichten über den Leichtsinn einiger Touristen lesen, die sich völlig verfahren haben und von der Dunkelheit überrascht die Nacht hier verbringen mussten. Wer kein GPS dabei hat, sollte sich bereits auf dem Hinweg alle Kreuzungen genauer anschauen und gegebenenfalls notieren. Seid bitte nicht leichtsinnig und überschätzt Euren Orientierungssinn! Etwa 4.5 Meilen nach dem Verlassen der Glen Bench Road endet die Fahrt an der Picnic Area. Das riesige Holzschild erkennt man schon von weitem. Bei trockenen Bedingungen sind diese Dirt Roads auch mit normalen PKWs problemlos befahrbar. Erkundigt Euch zur Sicherheit aber vor Fahrtantritt über den Zustand der Pisten im Visitor Center des BLM in Vernal. Zur Verdeutlichung habe ich den Streckenverlauf in eine Topo Map integriert. Ein Klick auf das Icon führt Euch direkt hin.

Update 2016: Mittlerweile soll der Rückweg auch ausgeschildert sein!

Topo Map - Fantasy Canyon

Nur der Vollständigkeit halber hier noch die GPS Koordinaten des Tea Pot (40°03'25''N, 109°23'34''W) und des Parkplatzes (40°03'28''N, 109°23'40''W). Beide Locations befinden sich nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Legt die Tour möglichst auf den Nachmittag. So habt Ihr ausreichend Zeit um das komplette Areal zu erkunden. Zum Sunset selbst gibt's nur eine wahre Location. Packt dafür unbedingt ein Objektiv mit etwa 150mm Brennweite ein. Ihr werdet es dort brauchen!

Fantasy Canyon - Utah
Tea Pot @ Sunset

Fazit

Der Fantasy Canyon ist mit Sicherheit eine Reise wert, nicht nur aufgrund dieses einen berühmten Fotos. Vergleichbares wird man schwerlich woanders finden. Leider liegt Vernal doch etwas abseits der großen touristischen Attraktionen des Südwestens. Wer sich aber näher mit der Region beschäftigt, wird feststellen, dass es hier noch viel mehr zu entdecken gibt. Besonders zu erwähnen wäre da das Dinosaur National Monument, die McConkie Ranch oder Flaming Gorge. Für reichlich Abwechslung und ein volles Tagesprogramm ist also gesorgt. Wer sich hier langweilt ist selber schuld! Die Kunst besteht einzig darin, diese Orte geschickt in die Planung aufzunehmen. Viel Erfolg dabei!

Update: Der berühmte Teapot existiert nicht mehr! Ob er durch natürliche Umstände (Erosion) oder durch Menschenhand zum Einsturz gebracht wurde, ist derzeit noch unklar. Hier das offizielle News Release des zuständigen BLM in Vernal (Utah). Erik war einer der Ersten, der ihn am Nachmittag des 16.09.2006 zerstört vorgefunden hat. Hier seine traurigen Bilder.