Hunter Panel - Nine Mile Canyon
The Great Hunt Panel

Dies und das...

Obwohl der Nine Mile Canyon bereits länger bekannt ist, rückte er erst 1980 durch einen Artikel im angesehenen National Geographic Magazine ins öffentliche Bewusstsein. Darin erfuhr der Leser erstmals mehr über diesen Ort, der bis dahin nur wenigen Insidern und Einheimischen vorbehalten blieb. Was ihn von anderen, vergleichbaren Standorten unterscheidet, ist seine unglaubliche Dichte an Felszeichnungen. Bis heute wurden hier weit über 1000 so genannter Rock Art Sites katalogisiert. Die meisten davon Petroglyphen, bei denen die Motive mit harten Gegenständen in den Stein geritzt wurden. Richtige Felsmalereien gibt es zwar auch, aber seltener. Offizielle Quellen schwärmen von der "längsten Rock Art Galerie der Welt". Bei 25 Meilen "voll gekritzeltem" Fels sicher kaum übertrieben. Tatsächlich handelt es sich hier um eine riesige "Outdoor Galerie", in der sich Künstler aller Epochen verewigt haben: Quasi die Mal- und Zeichenstube der Ureinwohner! Die frühsten Werke sind etwa 1.700 Jahre alt und stammen von den Fremont. Aber auch Zeichnungen der heutigen Ute Indianer sind hier zu sehen. Der unbestrittene Star dieser "Outdoor Galerie" ist das berühmte Hunter - oder Great Hunt Panel. Was dort mit einfachsten Mitteln geschaffen wurde, ist wirklich unglaublich. Für viele das schönste Panel der Region, auch für mich. Man findet hier aber noch andere Petroglyphen ähnlichen Kalibers, wenn gleich weniger bekannt und häufig etwas versteckt. Ganz klar in diese Kategorie fällt das einzigartige Owl Panel. Aufgrund seiner Exklusivität wurde es zum Symbol der Utah Rock Art Research Association (URARA). Selbst wenn nicht alle Rock Art Sites solch eine Qualität erreichen, so sind die meisten trotzdem sehenswert. Da sie häufig nahe der Straße liegen, ist eine Entscheidung schnell getroffen. Im Canyon finden sich aber nicht nur unzählige Panel, sondern auch Ruinen aus allen Epochen seiner Besiedlung. Viele liegen gut versteckt, hoch oben in der Felswand und sind aus einiger Entfernung praktisch unsichtbar.

Wie der Nine Mile Canyon zu seinem irreführenden Namen kam, ist bis heute ein kleines Mysterium. Zwei Versionen werden besonders häufig genannt. Die erste geht zurück bis ins Jahr 1869, als John Wesley Powell auf seiner Expedition hier durchkam, um Colorado - und Green River zu kartografieren. Aus diesem Grund hatte er Francis M. Bishop, einen Vermessungsingenieur dabei. Der gab dem Fluss den Namen Nine Mile Creek, den Bergrücken nannte er Bishop Ridge, wohl um sich selbst ein Denkmal zu setzen. Diese Unterlagen wurden später dem Kongress übersandt, der scheinbar nur einen flüchtigen Blick darauf warf und ihm so einfach den Namen Nine Mile Canyon verpasste. Variante zwei geht auf die Familie Miles zurück, die damals in Duchesne lebte, später in den Canyon übersiedelte. Diese Familie umfasste 9 Personen (davon 7 Töchter!). Allerdings ist diese Variante eher unwahrscheinlich, da der Canyon bereits ab 1871 so genannt wurde, die Familie aber erst um 1890 dorthin zog. Es spricht also einiges für die erste Version...

Harper Ghost Town, Nine Mile Canyon
Ghost Town of Harper
Petroglyph Panel
Kleiner Ausschnitt eines langen Panels

Die Tour

beginnt in Wellington (Utah), wenige Meilen östlich von Price, an Walkers Chevron Tankstelle. Hier zweigt die Soldier Creek Road nördlich vom Highway 6 ab. Da sich außer der Tankstelle dort auch ein Hinweisschild befindet, sollte die Kreuzung nicht zu verfehlen sein. Daneben hat das BLM dort eine Informationstafel aufgestellt, die für meinen Geschmack allerdings recht wenig bietet. Die Streckenführung ist zwar recht gut abgebildet, dafür gibt es kaum nähere Angaben zu den einzelnen Felszeichnungen. Allerdings sind einige (wenige) in der offiziellen Tour-Broschüre enthalten, die als PDF auch online zu haben ist. Im Übrigen lohnt der Weg ins BLM Field Office nach Price nicht wirklich. Die Volunteers dort waren nicht in der Lage auf einfachste Fragen zu antworten und verwiesen stattdessen ständig auf die Tour-Broschüre und das Museum.

Owl Petroglyphs
Owl Panel
Nine Mile Canyon
Ohne Worte!

Bei meinem Besuch waren nur die ersten 13 Meilen der Soldier Creek Road befestigt, mittlerweile (2015) ist auch die Straße durch den Canyon asphaltiert. So richtig interessant wird es erst nach 26 Meilen. Dort beginnen die Felszeichnungen, die sich dann in unregelmäßigen (kurzen) Abständen über mehr als 25 Meilen erstrecken. Viele befinden sich an der nördlichen (linken) Felswand. Aber nicht alle sind mit bloßem Auge sofort erkennbar. Ein Fernglas ist recht praktisch, um auch diese zu sehen. Besonders hoch ist ihre Dichte an den Einmündungen anderer Seitencanyons (u.a. Gate Canyon, Dry Canyon...). Die Strecke verläuft bis auf wenige Ausnahmen fast immer zu Füssen der Felswand. Man muss sie nur absuchen und stoppt den Wagen, wenn man fündig wird. Wer hier allein unterwegs ist, muss allerdings Straße und Felsen im Auge behalten. Sicher nicht ganz einfach. Seit kurzem (2015) gibt es aber an einigen Panels Parkbuchten und es wurden Hinweisschilder aufgestellt.

Nicht zu unterschätzen ist der Faktor Wetter! Denn der höchste Punkt der Tour liegt bei knapp 2.300 Metern. Mit Schnee oder Schneematsch muss daher bis in den Juni hinein gerechnet werden! Bei diesen Bedingungen ist definitiv ein SUV erforderlich. Sonst tut's hier jeder normale PKW.

Ursprünglich wollte ich Entfernungsangaben und Hinweise zu diversen Rock Art Sites geben. Allerdings sind das derart viele, dass ich den Versuch bereits nach kurzer Zeit aufgegeben habe. Wer an Mileposts bzw. GPS Koordinaten interessiert ist, dem sei das Buch Horned Snakes and Axle Grease von Jerry und Donna Spangler empfohlen, oder aber die Webseite von Shane Burrows. Allerdings findet man bei beiden nur einen verschwindend kleinen Teil beschrieben. Die dritte Infoquelle ist die Broschüre A Guide to Rock Art in Nine Mile Canyon von Mary und Jim Liddiard. Dieses Booklet wird allerdings nicht mehr vertrieben. Restexemplare gibt es für knapp 11 Dollar in Walkers Chevron Tankstelle. Einfach mal an der Kasse danach fragen. Meiner Meinung nach, sind all diese Infos aber vollkommen überflüssig. Denn fündig wird man hier auf jeden Fall. Ob man dabei alle, in den Guides erwähnten Panel gesehen hat, spielt absolut keine Rolle. Anders verhält es sich beim Hunter Panel. Das sollte man unbedingt gesehen haben. Es befindet sich allerdings nicht direkt im Nine Mile Canyon, sondern etwas weiter südlich im Cottonwood Wash, einem der vielen Nebenarme. Dafür folgt man der Straße durch den Canyon für knapp 46 Meilen und biegt dann südlich (nach rechts) ab. Dort steht auch ein kleiner Wegweiser, der das Navigieren erheblich erleichtert. Bereits 1.2 Meilen später ist man am Ziel. Das Panel befindet sich an der rechten Felswand, in etwa 3 Metern Höhe. Direkt davor liegt ein größerer Stein, von dem man die Petroglyphen gut ablichten kann. Wenige hundert Meter weiter gibt es zwar noch weitere, allerdings muss man die nicht gesehen haben. Ich würde hier jedenfalls umkehren.

Für den Rundtrip: Wellington - Nine Mile Canyon - Hunter Panel und zurück, sind wenigstens 4-5 Stunden zu veranschlagen. Wer an jeder Petroglyph Site anhält, kann hier leicht auch einen kompletten Tag zubringen.

Fazit

Obwohl seit der ersten, viel beachteten Publikation mehr als 25 Jahre vergangen sind, wird der Nine Mile Canyon auch heute kaum besucht. Dieses Desinteresse ist wirklich schade und wird dem Ort auch nicht gerecht. Man könnte hier fast so etwas wie Mitleid verspüren, wäre da nicht diese Ruhe und Abgeschiedenheit. Wenn's nach mir ginge, müsste sich an diesem Zustand nichts ändern. Wer etwas amerikanische Frühgeschichte "schnuppern" möchte, wird hier bestens bedient. Für alle "Rock Art Enthusiasten" ist der Nine Mile Canyon sowieso Pflicht!