Headline Red Cave
Elkheart Cliffs
Der Eingang zur Upper Red Cave

Allgemeines

Kaum einer würde wohl die Region um den Zion N.P. mit Slot Canyons in Verbindung bringen. Spontan würden den meisten wahrscheinlich die Emerald Pools, Angels Landing oder die Subway einfallen, aber richtige Slot Canyons? Am nächsten kämen diesem Begriff vielleicht noch die Virgin Narrows oder der Orderville Canyon. Doch es gibt sie auch hier! Einige so mysteriös, dass selbst die meisten Einheimischen bestenfalls davon gehört haben, den Ort aber auch nicht kennen, wahre Secrets also. In der Nähe von Mount Carmel, etwas östlich des Parks, befinden sich einige der spektakulärsten dieser Region (u.a. Red Hollow, Red Canyon...). Das Wasser aus den nahen Elkheart Cliffs suchte sich hier seinen Weg hinab ins Tal und formte dabei wunderschöne, fotogene Slots, die selbst den direkten Vergleich mit den bekanntesten Vertretern ihrer Art standhalten. So auch Red Cave. Schon allein der Name suggeriert Großes. Die derzeit einzig frei zugängliche Informationsquelle, das Buch Hiking Zion and Bryce Canyon National Parks von Molvar und Martin gibt nur eine nüchterne, nicht immer fehlerfreie Wegbeschreibung ab und verzichtet fast gänzlich auf eine Wertung. Eine online verfügbare Wegbeschreibung bezieht sich zu 100 Prozent auf den Artikel im Buch. Selbst die (3!) dort veröffentlichten Fotos taugen bestenfalls für eine erste Grobanalyse, lassen den Leser aber weitestgehend im Unklaren, ob ein Besuch überhaupt lohnt. Aus diesem Grund fristete der Slot bisher ein recht beschauliches Dasein. Das könnte sich jetzt ändern! Denn im Sommer diesen Jahres (2004) entbrannte eine hitzige Diskussion über das Thema East Zion Hiking in einem öffentlichen Forum. Dort berichtete ein bekannter Webmaster und Canyoneerer, wie er Einheimischen mit einer ungewöhnlichen Maßnahme dieses Geheimnis entriss. Mit Unmengen von Bier und einer "... Show" hatte er es geschafft, sie zum Reden zu bewegen. Im weiteren Verlauf stellte sich heraus, dass diese Region noch erheblich mehr zu bieten hat, nämlich viele traumhafte Slots, spektakuläre Petroglyphs und sogar einen unterirdischen See. Red Cave ist also nur der Anfang, wenn auch ein ziemlich spektakulärer...


Intensives Farbspiel in der Upper Cave

Seit dem Auftauchen der ersten (vorzeigbaren) Fotos im Netz, steht Red Cave daher bei vielen Wander- und Fotofreunden hoch oben auf der Liste der "Most wanted locations". Nun ist der Südwesten von Natur aus reichlich mit Slot Canyons gesegnet. Viele von ihnen sind recht nett, aber nur wenige sind wirklich spektakulär. Red Cave gehört mit Sicherheit zur letzteren Art. Die meisten Besucher waren schlicht weg begeistert. Und auch mir ging es so.

Red Cave
Unglaubliche Kontraste

Vieles hier erinnert stark an den Antelope Canyon. Denn auch Red Cave besteht aus zwei getrennten Teilen, die durch einen breiten sandigen Wash miteinander verbunden sind. In das Innere gelangt man über schmale Einschnitte im Gestein. Der Canyon ist umgeben von riesigen, meist tiefroten Navajo Sandsteinwänden, die bis zu 40 Meter in den Himmel ragen. Und so erreichen die Strahlen der Sonne selbst um die Mittagszeit praktisch nie den Boden des Canyons. Die berühmten Beams wird man hier kaum beobachten können. Doch das ist auch gar nicht nötig. Denn das indirekte Sonnenlicht erzeugt einen Farbmix von gelb bis violett und lässt den Sandstein regelrecht erglühen. Dabei sind die Farben hier intensiver und kräftiger als anderswo, jedenfalls war das mein subjektiver Eindruck. Während sonst meist wärmere Töne dominieren, so sind die Farben hier etwas kühler. Wer vom Antelope begeistert war, der wird Red Cave lieben! Ein großartiges Erlebnis, nicht nur für alle Fotofreaks. Die Erkundung des kompletten Canyonsystems gestaltet sich allerdings etwas schwieriger und wird wohl nur wenigen vorbehalten bleiben. Es wartet die komplette Palette des Canyoneering auf den Besucher, von meterhohen Dryfalls, über Chokestones bis hin zum Waten in saukalten, meist brackigem Wasser. Im ungünstigsten Fall reicht einem die braune Brühe auch schon mal bis zum Hals. Es kann aber auch gänzlich trocken sein. Wer plant den kompletten Canyon zu absolvieren, sollte auf jeden Fall über geeignete Neoprenkleidung (Wetsuit) nachdenken. Außerhalb der Sommermonate würde ich nicht ohne losgehen. Alle, die sich diese, etwas verschärfte Art des Canyonwanderns nicht zutrauen, können der Roten Höhle dennoch einen Besuch abstatten. Allerdings beschränkt sich das nur auf Teile der Upper Red Cave, was nicht wirklich tragisch ist, denn das ist der spektakulärste Bereich. Abgesehen von möglichem Wasser gibt es hier keinerlei Probleme. Im günstigsten Fall sollten so mindestens 400 Meter drin sein, im "worst case" nur etwa 50. Diese feuchten Bereiche sind im Mittel etwa 30-40cm tief und nur partiell vorhanden. Und selbst bei widrigsten (Wasser-) Bedingungen wird man mit Sicherheit viele lohnende Motive finden, ohne sich dabei die Füsse nass zu machen. Die Lower Red Cave eignet sich dagegen nur für den erfahrenen Kletterer/Canyoneerer, denn dort wartet bereits 20 Meter hinter dem Eingang eine senkrechte Felswand von etwa 4-5 Metern Höhe auf ihre Bezwingung. Das dort hängende Seil wird den meisten wohl kaum weiter helfen... Allerdings soll es irgendwo außerhalb des Canyons eine Umgehung geben?!

Im Gegensatz zur Durchquerung des Canyons, gestaltet sich die Wanderung zu ihm recht einfach. Mit "einfach" meine ich aber nur den rein physischen Aufwand. Den Grund, warum ich dies hier präzisieren muss, folgt weiter unten. Die Strecke zum Canyon verläuft fast ausschließlich durch Sand, wobei das Terrain meist eben ist. Wanderschuhe braucht man wenn überhaupt, so höchstens im Inneren. Am besten aber sind Wading Boots oder Trekkingsandalen mit Neoprensocken geeignet. So ist man auch für mögliche Wasserdurchquerungen gut gerüstet.

Upper Red Cave

Versuch einer Wegbeschreibung...

Bei Mount Carmel Junction stellt Ihr den Kilometerzähler (Meilenzähler?) im Auto auf Null und fahrt etwa 0.8 Meilen nach Norden. Dort zweigt östlich (rechts) vom Highway 89 eine Dirt Road ab (GPS: 37°13'57.8''N, 112°40'32''W). Bereits nach wenigen Metern erreicht man einen Zaun. Unmittelbar davor stellt man das Auto ab und durchquert den meist nur knöcheltiefen Virgin River. An der anderen Uferseite wendet sich diese Dirt Road zunächst nach links und läuft später in einem Bogen auf das Anwesen des Eigentümers zu. Das bringt mich nun zum eigentlichen Problem dieses Trails. Red Cave selbst befindet sich in der White Cliffs Wilderness Area und somit auf BLM Land. Alle östlichen Zufahrten und Wege in das Gebiet, von Mount Carmel Junction bis Glendale, sind dagegen in Privatbesitz. Ihr braucht daher erst einmal die Zustimmung des Eigentümers, um dessen Land zu überqueren, auch wenn dies zunächst überflüssig erscheinen mag. Mir war das zum damaligen Zeitpunkt auch unbekannt, zumal weit und breit nichts als ödes Land zu sehen war. Umso überraschter war ich, als plötzlich ein Quadbike vor mir auftauchte. Darauf ein alter, fast zahnloser Mann. Quer über dem Lenker hing eine riesige "Wumme"! Ob die wirklich nur für die Jagd bestimmt war, lies sich nicht genau feststellen. Zumindest auf mich hatte sie eine gewisse abschreckende Wirkung. Dann machte er mir unmissverständlich klar, dass ich erst seine Genehmigung bräuchte um sein Land zu betreten. Nach einer kurzen Diskussion tat ich ihm wohl Leid, denn er nahm mich auf seinem Quad, bis an die Kreuzung zur Lower Red Cave mit und erklärte mir nachher noch den Weg. Durch dieses Erlebnis kann ich allen nur raten, sich zuerst die Zustimmung des Eigentümers zu besorgen, sonst kann diese Tour wirklich böse enden! Die Leute in dieser Region sind nicht zimperlich. Es ist mit Sicherheit schon vorgekommen, dass sie zuerst geschossen und erst dann gefragt haben. Übrigens gab er mir zu verstehen, dass er dafür kein Geld haben möchte. Er wollte halt nur gefragt werden, irgendwie verständlich.

Nachdem Ihr seine Zustimmung erhalten habt, folgt Ihr einem schmalen Pfad in östliche Richtung, welcher von seinem Anwesen bis zum breiten Sand Wash führt. Dort geht es dann, ebenfalls nach Osten (links), bis unmittelbar an die Elkheart Cliffs heran, weiter. Hier befindet sich der Eingang zur Upper Cave. Wer zur Lower Cave möchte, biegt vorher rechts vom Hauptwash ab. Der Name des Canyons ist in keiner offiziellen (USGS) Karte verzeichnet. Hier der Link zur Topo Map, der bereits den relevanten Ausschnitt für diese Tour zeigt. Die Lower Cave befindet sich erwartungsgemäß im Lower Sand Wash, der obere Bereich des Canyons am Ende des Upper Sand Wash. Bis auf die Koordinate des Startpunktes, sind keine weiteren GPS Daten notwendig. Schließlich muss der Wash bis zum Ziel nicht mehr verlassen werden.

Red Cave
Im Inneren der Lower Cave

Soweit mir bekannt ist, gibt es noch mindestens zwei weitere Alternativen, um in den Sand Wash zu gelangen. Eine führt über das Land, deren Eigentümer die Pächter des Best Western Motels und der Chevron Tankstelle an der Mount Carmel Junction sind. Der andere Zugang befindet sich weiter nördlich, im Ort Mount Carmel selbst. Dieser Weg wird auch im Buch von Molvar und Martin beschrieben und scheint weniger "gefährlich". Jedenfalls wird dort rein gar nichts über Private Property erwähnt.

Fazit

Egal für welche Variante des Weges man sich entscheidet, mehr als 45 Minuten sollten für die etwa 3.5 km lange Wanderung zur Upper Red Cave nicht notwendig sein. Abhängig wie weit man dem Canyon folgen möchte, sind mindestens zwei Stunden für den kompletten Trip zu veranschlagen. Im "Fotorausch" können aber leicht auch 3-4 daraus werden...

Wer jetzt wegen möglicher Schwierigkeiten beim Zugang verunsichert ist, dem kann ich nur sagen: Lasst Euch davon nicht beeindrucken, besorgt Euch das Permit und geht hin. Es lohnt sich!
Natürlich könnt Ihr auch im BLM Field Office in Kanab nach einem offiziellen Zugang fragen, denn die sind eigentlich für dieses Gebiet verantwortlich. Doch ich habe so meine Zweifel, dass Euch dort kompetent geholfen wird. Scheinbar werden aus Geldmangel jetzt viele Stellen nur noch mit Volunteers besetzt, deren Wissensstand häufig erschreckend ist. Was ich hier in letzter Zeit erlebt habe, war wirklich haarstreubend. Für die Zukunft kann man nur hoffen, dass es möglichst bald zu einer vernünftigen Lösung zwischen dem BLM und den Eigentümern kommt, damit dieser großartige Slot endlich stress- und sorgenfrei von jedem zu erreichen ist.

Abschließend noch einige Anmerkungen. Wer hauptsächlich wegen der spektakulären Fotos hierher will, sollte das nur an sonnigen Tagen tun. Denn Red Cave beginnt erst durch das richtige Licht zu "leben"! Und wer hier ohne Stativ anreist, kann seine Kamera auch gleich im Auto lassen. Die wichtigste Empfehlung aber ist, sich vorher unbedingt nach dem Wetter zu erkundigen, denn dieser Canyon ist extrem Flash Flood gefährdet!