Coal Mine Canyon
Der Coal Mine Canyon im Winter

Der Coal Mine Canyon verdient für mich das Prädikat spektakulär, denn die Ein- und Ausblicke sind atemberaubend schön. Bereits vom Parkplatz erkennt man die vielen rotbraunen Felstürme und -zacken, die entfernt an den Bryce Canyon erinnern. Während die mittleren Gesteinsschichten in einem satten Braun erscheinen, erstrahlen die anderen in hellen fast weißen Tönen und erzeugen so einen unglaublichen Kontrast. Auch einen riesigen Arch gibt es hier zu entdecken. Allerdings muss man schon sehr genau hinschauen, so perfekt hat er sich zwischen den Felswänden "versteckt".

Ist der Canyon unmittelbar hinter dem Parkplatz noch recht schmal und verwinkelt, so weitet er sich in Richtung Norden immer mehr. Die farbigen Felstürme weichen und an ihre Stelle treten weißgraue Tafelberge, die fast senkrecht abfallen. Der Coal Mine Canyon hat sich über Jahrmillionen tief in das Moenkopi Plateau hinein geschnitten. Teile dieses "Erosionsschuttes" bilden auch heute noch riesige Geröllhalden an den Füßen der Berge.

In der Sprache der Navajo Indianer heißt der Canyon Honoo Jí, was soviel wie Sägezahn bzw. gezacktes Land bedeutet. Man findet ihn aber auch unter dem Namen Leejin haageed (Ort an dem Kohle abgebaut wird). Bei den Ureinwohnern besonders begehrt waren früher der feine bunte Sand und die Steine des Canyons. Sie wurden u.a. zum Färben und für Malereien benutzt. Selbst heute siedeln noch einige Navajofamilien ganz in der Nähe des Canyons und betreiben dort Viehzucht. Wie praktisch überall im Südwesten, fristen sie auch hier ein kümmerliches Dasein. Ihre Häuser befinden sich meist in einem jämmerlichen Zustand. Trotzdem sind es recht stolze Menschen. Ihr solltet ihre Privatsphäre unbedingt respektieren und nicht ungefragt ihr Land betreten. Auch wenn's noch so schwer fällt!

Coal Mine Canyon Panorama
Mit einem eindrucksvollen Panorama empfängt der Coal Mine Canyon seine Besucher

Anfahrt

Der Coal Mine Canyon liegt im nördlichen Arizona, etwa 16 Meilen südöstlich von Tuba City. Von der SR 160 (state route) kommend, biegt man im Ort auf die SR 264 ab. Dieser folgt man dann für 15 Meilen und biegt kurz nach Milepost 337 links auf eine Dirt Road ab. Schon von weitem ist das große Windrad (siehe Foto) sichtbar, das nur wenige Meter vom Canyonrand entfernt steht. Die letzten 700 Meter von der Hauptstraße bis zum Parkplatz am Canyon verlaufen über eine relativ gut zu befahrende Dirt Road. Ein Allrad- bzw. Geländefahrzeug ist für diese kurze unbefestigte Strecke nicht notwendig. Sollte die Piste aber aufgeweicht oder verschlammt sein, empfiehlt es sich den Wagen rechtzeitig zu parken und den Rest einfach zu laufen. Dieser minimale Zusatzaufwand lohnt sich garantiert. Nach etwa 10 Minuten Fußmarsch ist man am Ziel. Allerdings erkennt man den Canyon erst hinter dem Windrad. Also bitte nicht ungeduldig werden...

Windrad auf der Coal Mine Mesa
Markanter Orientierungspunkt: Ein Windrad
Upper Coal Mine Canyon
Der obere Canyonbereich
The Ghost Butte im Coal Mine Canyon
Im Hintergrund The Ghost

Wandern

Die allermeisten gehen einfach den Rand des Coal Mine Canyon in der Nähe des Parkplatzes ab und suchen sich selbst die schönsten Plätze zum Fotografieren. Das ist auch meine Empfehlung. Denn der Blick aus der "Vogelperspektive" ist viel beeindruckender als das eingeschränkte Sichtfeld vom Canyongrund. Selbst von hier oben sind die teils mehrere Meter starken Kohleschichten sichtbar, die dem Ort seinen Namen gaben. Aufgrund ihrer minderen Qualität kam es jedoch nie zu einem kommerziellen Abbau. Sie wurde in der Vergangenheit nur von einigen Einwohnern aus Tuba City zur Beheizung ihrer Wohnungen genutzt.

Achtung: Wer in den Canyon hinein wandern möchte, muss das auf eigene Verantwortung tun, empfehlen kann ich das nicht! Es gibt zwar einen steilen, gut sichtbaren Trail der hinab führt, allerdings ist die rechtliche Situation derzeit vollkommen unklar! Denn bis heute beanspruchen Navajos und Hopis die Landrechte für sich. Dokumentiert ist dieser Zustand u.a. auf der Seite des Coalmine Canyon Chapter. Egal bei welchen offiziellen Stellen man nachfragt, überall bekommt man eine andere Antwort. Bei den einen ist der Coal Mine Canyon für Besucher gesperrt, dann heißt es, es wäre ein Permit notwendig, wieder andere behaupten man kann völlig legal hinein wandern und benötigt gar nichts.

Wer es dennoch wagen möchte, nimmt den steilen und nicht ganz ungefährlichen Abstieg in der Nähe des Parkplatzes. Dieser führt bis zur Canyonsohle und verliert sich kurz darauf. Hier kann man nun in nördliche Richtung zum Hauptcanyon wandern oder eines der Seitentäler erkunden. Besondere Highlights hält der etwa 7 Meilen lange Canyon nicht parat, lockt dafür mit einigen interessanten Felsformationen. Allerdings lassen die sich aus dieser Perspektive nur schwer ablichten. Erschwerend kommt hinzu, dass es im Canyon kaum kühlenden Schatten gibt. Ausreichend Wasser sind neben einem vernünftigen Sonnenschutz die Hauptvoraussetzungen um hier unten zu wandern.

Folgt man dem Coal Mine Canyon weiter in östliche Richtung, so schließt sich der Ha Ho No Geh Canyon an. Die Szenerie dort ist ganz ähnlich: auch hier wieder rotbraune Felszacken, Tafelberge und eine enorme Weite in der Landschaft. Er besteht im unteren Bereich genau wie der Coal Mine aus einer Menge fächerartiger Seitenarme, die später in den Hauptcanyon einmünden. Außer seinem indianischen Namen ist derzeit praktisch nichts bekannt. Allerdings konnten wir uns nicht so recht damit anfreunden und verpassten ihm kurzer Hand den Namen Hasi-Nagi. Jetzt ließ er sich wenigstens aussprechen

In der Nähe des Parkplatzes, fast unmittelbar am Canyonrand befinden sich mehrere Picknickplätze mit Feuerstellen. Hier kann man den Tag ganz stilecht mit einem zünftigen BBQ und/oder Lagerfeuer ausklingen lassen und dabei den Sonnenuntergang genießen. Für das Feuerholz muss man allerdings selbst sorgen, denn außer etwas trockenem Gras findet man dort rein gar nichts.

Fazit

Der Coal Mine Canyon hat uns (positiv!) überrascht und war ein richtiges kleines Highlight, mit dem wir so nicht gerechnet hatten. Wer in der Gegend unterwegs ist und noch 1-2 Stunden Zeit hat, sollte unbedingt mal vorbei schauen, es lohnt sich! Und da man hier keine längeren Strecken wandern muss, eignet sich die Location sogar für die heißen Sommermonate.

Tipp: Eine Reihe traumhafter Aussichtspunkte auf den Coal Mine und den Ha Ho No Geh Canyon befinden sich östlich des oben beschriebenen Parkplatzes. Dazu folgt man der SR 264 für weitere 3.5 Meilen und biegt beim Blue Point nördlich (nach links) auf eine Dirt Road ab. Nachdem man den Hügel erklommen hat, geht es auf der anderen Seite wieder in die Ebene hinab. Später zweigen dann schmale Seitenpisten vom Weg ab und führen zu teils spektakulären Aussichtspunkten: links geht's zu den Viewpoints am Coal Mine Canyon und rechts zum Ha Ho No Geh Canyon. Bei Nässe solltet Ihr auf keinen Fall hierher fahren! Denn bei aufgeweichter Piste kommt das Auto schnell ins Rutschen und wird unkontrollierbar. Vor allem die steile Abfahrt beim Blue Point ist dann lebensgefährlich!