Headline Little Wild Horse Canyon
Little Wild Horse Canyon
Der schönste Teil des Little Wild Horse

Allgemeines

Das San Rafael Swell gehört mit Sicherheit zu den absoluten Highlights im Südwesten der Vereinigten Staaten. Zu den bekanntesten Locations dieser Region zählen der Goblin Valley State Park und der Little Wild Horse Canyon, beide nur wenige Meilen voneinander getrennt. Der Little Wild Horse besticht vor allem durch seine besonders schönen slotartigen Passagen und gehört für mich zu den "TOP 10" Canyons. Allerdings ist er aufgrund seiner einfachen Erreichbarkeit und Durchquerung fast schon zum Mainstream "verkommen". Wobei der Ausdruck Mainstream hier wirklich nur relativ zu verstehen ist. Ihr werdet mit Sicherheit dort keine Menschenmassen antreffen, wahrscheinlich aber auch nicht allein unterwegs sein. Der Bekanntheitsgrad dieses Canyons ist etwa vergleichbar mit dem Peek-a-boo oder den Calf Creek Falls im Grand Staircase.

Viele Besucher assoziieren den Begriff Slot Canyon meist automatisch mit dem Antelope Canyon und erwarten die gleiche Farbenpracht. Da das Gestein hier aber eine völlig andere Struktur und Farbe aufweist, wird man dieses intensive Leuchten nicht beobachten können. Trotzdem ist eine Wanderung durch den Canyon nicht minder reizvoll! Er ändert in seinem Verlauf häufig das Aussehen. Dabei versperren schon mal größere Felsbrocken den Weg, die man nur kletternd überwinden kann. Doch keine Bange, diese kleinen Einlagen sind völlig ungefährlich, steigern den Spaßfaktor aber ganz erheblich. Auch einige sehr schöne enge Passagen (engl. Narrows) findet man hier, die aber immer noch so breit sind, dass man nicht seitlich gehen muß. Entsprechend gibt es auch kaum Probleme mit den Rucksäcken oder der Fotoausrüstung. Bei den Farben dominieren hauptsächlich verschiedene Rot-, Braun- und Gelbtöne. Das Gestein ist vielmals derart verwittert, daß sich bereits eine große Anzahl von Hohlräumen und Löchern in den Canyonwänden gebildet hat. Ein Teil davon sieht aus wie ein "Schweizer Käse".

Slot Canyon
Schmal!
Narrows
Schmaler!
Little Wild Horse Canyon
Am Schmalsten!

Diese Felswände bargen auch ein kleines Mysterium für uns. Im Buch Photographing the Southwest, Volume 1 von Laurent Martres findet man 3 Fotos vom Little Wild Horse Canyon. Von einem waren wir alle besonders begeistert. Es zeigte einen Teil einer Canyonwand in der scheinbar Steine in unterschiedlichen Größen und Farben eingebettet waren. Es konnte ja nicht so schwer sein, diese Stelle zu finden. Nachdem wir den Canyon aber in seiner ganzen Länge durchstreift hatten und nichts auch nur annähernd Ähnliches fanden, kamen die ersten Zweifel auf. Entweder wurde das Foto in einem anderen unzugänglichen Bereich aufgenommen, oder wir waren schlicht daran vorbei gelaufen. Beides konnten wir uns eigentlich nicht vorstellen. Dieses kleine Rätsel ließ Dirk keine Ruhe und so beschäftigte er sich etwas intensiver damit. Bereits vorher wurde der Verdacht geäußert, es könnten gar keine Steine sein. Leider hatten wir das Buch mal wieder im Auto vergessen. So konnten wir das vorerst nicht nachprüfen. Später im Auto wurde das Foto umso genauer unter die Lupe genommen. Irgendwie kam ihm das Motiv bekannt vor. Und tatsächlich! Dreht man das Bild auf den Kopf, war es das gleiche Motiv, welches wir in Nähe des Eingangs aufgenommen hatten. Allerdings waren dort keine Steine in der Felswand, sondern kreisförmige Hohlräume!? Das war also des Rätsels Lösung! Durch die Drehung des Fotos verwandelten sich die Schatten der Vertiefungen in "Steine". Eine meisterhafte optische Täuschung!

Etwas weiter unten auf der rechten Seite findet Ihr dieses, um 180 Grad gedrehte, Foto (Sandstein Illusionen). Wenn Ihr den Mauszeiger darüber bewegt, so seht Ihr das Original (Achtung: Javascript erforderlich!). Schon verblüffend, wie man mit einer so einfachen Idee den Eindruck eines Bildes derart verändern kann. Ich bin mir ziemlich sicher, dass unter normalen Umständen kaum einer auf den Gedanken käme, an der Richtigkeit dieses gedrehten Fotos zu zweifeln, oder?

Der Autor plant übrigens die Bildunterschrift in einer der nächsten Ausgaben diesbezüglich anzupassen. Eigentlich schade, denn dieses kleine Rätsel hätte er wirklich in seinem Buch belassen können, wie ich finde.

Little Wild Horse Canyon
Sandstein Illusionen
San Rafael Swell
Nette slotartige Passage

Anfahrt und Trail

Das San Rafael Swell liegt im Osten Utahs, getrennt durch die Interstate 70 (I70) in einen nördlichen und einen südlichen Teil. Begrenzt wird diese Region im Süden durch Hanksville, im Südwesten durch den Capitol Reef NP., im Osten durch den Highway 24 und 6, sowie im Norden durch Wellington bzw. Price. Etwa im Südosten dieses Gebietes befindet sich der Little Wild Horse Canyon. Das nur zur ersten groben Orientierung.

Der Ausgangspunkt für unseren Trip ist hier der Highway 24, zwischen dem kleinen Ort Hanksville und dessen Verbindung zur I70 im Norden. Von dieser Straße kommend biegt man kurz vor Milepost 137 auf die Temple Mountain Road, in westliche Richtung, ein. Dieser folgt man etwa 8 Kilometer (5 Meilen), bevor man dann nach Süden in Richtung Goblin Valley weiter fährt. An dieser Kreuzung befindet sich rechter Hand ein Informations-Board mit guten (kostenlosen!) Faltkarten über das San Rafael Swell. Wer noch weitere Trips in dieser Region plant, sollte sich unbedingt solch eine Karte mitnehmen. Etwa 1 Kilometer vor dem Goblin Valley, biegt man rechts ab. Diese Kreuzung ist kaum zu verfehlen, da dort ein Wegweiser aufgestellt wurde. Von hier sind es noch etwas mehr als 8 Kilometer (5.3 Meilen) bis zum Trailhead. Dieser Abschnitt wurde erst in den letzten Jahren asphaltiert. Vorher führte eine gut gewartete Dirt Road zum Trailhead.

Am Trailhead selbst liegen Topo Maps bereit, die die komplette Strecke zeigen. Vorgeschlagen wird darin ein Rundtrip über den Little Wild Horse Canyon und Bell Canyon. Für die knapp 9 Meilen lange Wanderung benötigt man ca. 4-6 Stunden. Beginnen würde ich in jedem Fall mit dem Little Wild Horse, denn er ist mit Sicherheit der Schönere. Dieser zweigt etwa 10 Minuten nach Beginn der Wanderung rechts vom Wash ab. Dabei empfiehlt es sich genau aufzupassen, denn man läuft leicht daran vorbei. Entscheidet man sich für den Rundtrip, muß man wissen, dass etwa 1/3 der Strecke über eine staubige und langweilige Dirt Road (Behind the Reef Road) verläuft. Erschwerend kommt hinzu, dass man während dieser Zeit (fast) schutzlos der Sonne ausgeliefert ist. Ich persönlich würde das nicht noch einmal tun und stattdessen folgende Route wählen: Dem Little Wild Horse für etwa eine Stunde folgen, bis sich der Canyon extrem weitet und sich die ersten Bäume zeigen. An diesem Punkt wieder zurück gehen und dann den Bell Canyon in Angriff nehmen. Allerdings hat dieser deutlich weniger zu bieten als der Little Wild Horse Canyon. Wie weit man ihm folgt, hängt ausschließlich von der eigenen Motivationsfähigkeit ab. Für diese kürzere Variante sind etwa 2-4 Stunden einzuplanen.

Tipps & Tricks

Wenn Ihr die Wanderung etwa um die Mittagszeit startet, so sind auch die Lichtverhältnisse im Canyon am Besten. Trotzdem solltet Ihr unbedingt ein Stativ dabei haben. Das Dämmerlicht, speziell in den engeren Passagen, lässt hier kaum verwacklungsfreie Fotos zu. Im Inneren des Canyons herrschen meist angenehme Temperaturen, selbst im Hochsommer, wenn draußen die Luft zu flimmern beginnt. Werdet aber bitte nicht leichtsinnig und nehmt ausreichend Flüssigkeit mit! Erst recht, wenn Ihr Euch für den Rundtrip entscheidet. Die Mittagszeit hat noch einen weiteren entscheidenden Vorteil. Ihr seid genau zur richtigen Zeit wieder zurück am Auto, um den Tag im Goblin Valley zu beschließen. Beide Touren lassen sich recht gut miteinander kombinieren, zumal man dabei kaum körperlich gefordert wird. So steht an diesem Tag der Fun-Factor (mal?) im Vordergrund.

Wie die meisten Slotcanyons ist auch dieser hier extrem Flash Flood gefährdet. Erkundigt Euch möglichst vor Tourantritt nach dem Wetter, damit Ihr keine böse Überraschung erlebt!