Leprechaun Canyon, Utah
Mittendrin im Leprechaun Canyon
Highway 95
Impressionen vom Wegesrand

Allgemeines

Noch heute gibt es touristisch gesehen eine Menge weißer Flecken im Südwesten. Mit Sicherheit trifft das auch auf diese Region hier zu. Einer der Hauptgründe die fehlende Infrastruktur. Denn mit Ausnahme weniger Dirt Roads ist die Gegend praktisch unerschlossen. In der Zeit des Bergbau Booms angelegt, werden viele heute nur noch gelegentlich von wenigen Einheimischen benutzt. So hat sich ihr Zustand in den letzten Jahrzehnten derart verschlechtert, dass einige bereits jetzt unpassierbar sind. Die Natur breitet sich auch dort unaufhaltsam aus und holt sich das verlorene Terrain wieder zurück. Um die Region aus ihrem "Dornröschenschlaf" zu reißen, wurde Mitte der siebziger Jahre der Highway 95 fertig gestellt. Er sollte die abgeschiedene und rückschrittliche Region an den Süden von Utah anbinden und ihr so zu mehr Wohlstand verhelfen. Doch bis heute hat sich an diesem Zustand wenig geändert. So nutzen die meisten diese Straße nur als willkommene Abkürzung um von A nach B zu gelangen, ohne sich dabei im Geringsten um die unzähligen Highlights der Region zu scheren. Dabei hat die Gegend für jeden Naturfreund etwas parat und könnte sich durchaus mit den großen Nationalparks messen. Das Angebot reicht von einsamen und tiefen (Slot) Canyons über außergewöhnliche Arche bis hin zu skurrilen und besonders farbigen Felsformationen. Auch eine erhebliche Anzahl Rock Art Panels (Felszeichnungen) und Ruinen der Ureinwohner haben die Zeit hier gut überdauert. Auf einige der Locations möchte ich in diesem Bericht genauer eingehen. Der Artikel beschreibt eine Tagestour in chronologischer Reihenfolge, die völlig stressfrei (d.h. mit entsprechenden Pausen) in etwa 7-8 Stunden absolviert werden kann. Die Strecke, die dabei zu Fuß zurückgelegt werden muss, ist in viele kleinere Etappen unterteilt und beträgt höchstens 8 Kilometer. Ihr Profil ist nicht sonderlich anspruchsvoll und müsste daher von allen problemlos zu bewältigen sein. Die Locations habe ich so gewählt, dass hoffentlich für jeden etwas dabei ist.

Zunächst einmal soll diese Tour Euch einen Eindruck von der Landschaft hier geben. Beginnen wollen wir daher mit einigen leicht zugänglichen Orten, ganz in der Nähe des Highways. Die Dirt Roads sollten zur eigenen Sicherheit nur mit einem 4WD befahren werden, obwohl bei optimalen Bedingungen auch ein normaler PKW ausreichend wäre. Bei Nässe ist auf jeden Fall von einer Fahrt zum Burr Point abzusehen. Denn die lehmigen Bereiche dieser Piste verwandeln sich schnell in tiefen Morast, die dann selbst mit einem 4WD unpassierbar werden. Die aktuellen Wetter- und Straßenbedingungen erfragt man am besten vorher im BLM Visitor Center in Hanksville. Der Ort macht (auf mich!) einen ziemlich herunter gekommenen Eindruck. Der einzige Supermarkt gleicht einer Lagerhalle und versprüht den Charme einer alten "DDR Kaufhalle". Übernachten kann man praktisch nur im Whispering Sands Motel oder auf dem Campground. Das andere Motel im Ort ist extrem schmuddelig und überteuert. Dafür ist das Essen im Red Rock Restaurant wirklich gut, legendär vor allem die Suppen! Und wer besonderes Glück hat, den bedient "Honey", eine ältere ergraute Serviererin, die alle männlichen Gäste mit Honey anspricht. Außerhalb der Saison bleibt leider nur Blondie's Eatery, ein Fastfood Schuppen. Wer auf seinen morgendlichen Kaffee angewiesen ist, kauft den am besten in der Chevron Tankstelle, am südlichen Ende des Ortes. Bei einer Woche Hanksville, hatte ich genügend Gelegenheiten zum Testen. Doch genug der Vorrede, lasst uns endlich loslegen!

Moqui Queen Pictograph Panel
Moqui Queen

Hog Springs Recreation Area

Gegen 9:00 Uhr verlassen wir Hanksville auf dem Highway 95 in Richtung Blanding. Die ersten knapp 20 Meilen bieten bis auf die imposanten Henry Mountains recht wenig Abwechslung. Links und rechts des Highways befindet sich Weideland und jede Menge frei lebender Rinder. Da diese Flächen nicht eingezäunt sind (Open Range), muss man hier ständig mit Tieren auf der Fahrbahn rechnen! Je weiter wir aber nach Süden kommen, umso interessanter wird die Landschaft. Kurz hinter Milepost 20 sehen wir ein erstes Hinweisschild Scenic Backway. Diesen Punkt merken wir uns für den Rückweg. Denn zunächst fahren wir weiter, bis zu unserem ersten Stopp an der Hog Springs Recreation Area, zugleich auch der südlichste Punkt dieser Tagestour. Der Parkplatz befindet sich nicht weit hinter Milepost 33. Hier haben sich die rotbraunen Felswände bereits ziemlich dicht an die Straße heran geschoben. Von dort gehen wir zu Fuß etwa 150 Meter entlang des Highways in südliche Richtung. Schon von weitem erkennt man einen riesigen halbkreisförmigen Bogen oder Überhang (eng. Alcove) an der rechten Canyonwand. In Höhe dieses Überhanges verlassen wir nun die Straße und gehen auf dessen äußerste linke Seite zu. Unter dem Bogen befindet sich eine große Geröllhalde mit losem Gestein, die wir vorsichtig hinauf, bis an die Felswand, steigen. Dazu folgen wir einfach einem schmalen Pfad. Oben angekommen, werden wir mit einem hübschen kleinen Piktogramm, der Moqui Queen, belohnt. Dieses Bild im so genannten Barrier Canyon Style zeichnet sich vor allem durch seinen Detailreichtum aus. Ganz in der Nähe befinden sich noch zwei weitere Petroglyph Panels, auf die man aber getrost verzichten kann. Denn beide sind leider in extrem schlechten Zustand. Auf weitere Erklärungen zum Thema Rock Art möchte ich vorerst verzichten. Denn diesem komplexen und spannenden Thema möchte ich später mal einen kompletten Artikel widmen. Für unseren ersten kleinen Fotostopp sind knapp 30 Minuten einzuplanen.

Leprechaun Canyon

Unser nächstes Ziel ist ein spektakulärer Slot mit dem unaussprechbaren Namen Leprechaun Canyon. Dieser Nebenarm des North Wash liegt nur 5 Meilen weiter nördlich und ist Kontrastprogramm pur! Dafür fahren wir wieder zurück in Richtung Hanksville. Etwa bei Milepost 27.8 nehmen wir einen kleinen unscheinbaren Abzweig (GPS: 38°01'03.3''N, 110°32'13.7''W) auf der rechten Seite der Straße. Nur wenige Meter dahinter stellen wir unser Auto ab. Von dort führt ein schmaler Trail in nordöstlicher Richtung, meist im oder am Wash entlang. Nach ungefähr 800 Metern mündet linker Hand ein Seitencanyon ein. Wir halten uns hier aber rechts und folgen weiterhin dem Hauptwash. Nur wenig später erreichen wir den eigentlichen Canyon. Als erstes wartet eine überaus fotogene, aber nur etwa 100 Meter lange, Narrow Section. Das Innere ist wie eine Mischung aus Peek-a-boo und Antelope Canyon. Diese Passage wird nicht nur bei allen Fotofreaks helle Begeisterung auslösen. Seine Durchquerung macht ungeheueren Spaß, allerdings nur bei völliger Trockenheit! Der kurze Bereich lässt sich aber ziemlich leicht umgehen, ohne sich dabei nasse Füße zu holen. Wenige Minuten später steht man staunend vor einem riesigen Subway ähnlichen Slot. Seinen Beginn markiert ein größerer Gesteinsbrocken mitten in der Schlucht. Im Gegensatz zum unteren Teil des Leprechaun Canyon, ist dieser hier extrem breit und hoch. Wohin man schaut, überall rotbrauner Fels, der auch hier in den schönsten Pastelltönen strahlt. Sein Profil gleicht am Anfang einem riesigen "U", bevor er nach links abknickt und einige imposante Bögen bildet. Was dann folgt ist eine pechschwarze Röhre von vielleicht 50 Metern Länge. Die Durchquerung kostet ein gewisses Maß an Überwindung, denn man tappt hier völlig im Dunkeln und sieht nur das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels. Wer Glück hat, kann hier um die Mittagszeit auch die berühmten Beams beobachten. Nach diesem Tunnel folgt eine kurze, schmale Passage (siehe Foto links unten), die aber leider auch die Spuren einiger unverbesserlicher Schmierfinken trägt. Nur wenig später endet der Weg dann für den normalen Wanderer. Denn der Canyon wird nun derart schmal, dass kein Durchkommen mehr möglich ist. Rechts könnte man in einem Riss den Fels hinauf klettern. Allerdings ist das ohne Seil viel zu riskant! Wer mit entsprechender Ausrüstung unterwegs ist, kann dort gern sein Glück versuchen. Für das kleine Abenteuer im Leprechaun Canyon, muss man inklusive An- und Abmarsch mit etwa 1.5-2 Stunden rechnen. Die anderen Seitenarme des North Wash erfordern eine gehörige Portion Klettererfahrung und zumindest partiell eine vernünftige Ausrüstung. Wer noch einen weiteren Slot "bezwingen" möchte, sollte sich den Blarney Canyon vornehmen. Er befindet sich nur unwesentlich weiter nördlich, etwa bei Milepost 27.2 (GPS: 38°01'13.7''N, 110°32'41.5''W). Zumindest der untere Teil erfordert keinerlei technische Ausrüstung, ist aber auch nicht annähernd so attraktiv wie der Leprechaun Canyon. Die Wanderung durch diese Schlucht ist zwar recht nett, aber auch nicht mehr.

Übrigens lässt es sich unter den großen Cottonwoods am Leprechaun Canyon Trailhead ganz hervorrangend picknicken. Hier können wir verschnaufen und die Erlebnisse des Vormittags Revue passieren lassen, bevor wir uns zum zweiten Teil der Tour aufmachen...

Leprechaun Canyon, North Wash
Am Ende des begehbaren Teils
Leprechaun Canyon
Riesige Felsbögen im Mittelsektor
Blarney Canyon
Slot im Blarney Canyon
Little Egypt, Burr Point, Arsenic Arch